Berliner Doppeldeckertypen bei der LVG Es liegen Beschreibungen vor zu folgenden LVG-Bussen: Nicht nur in Berlin fuhren und fahren Berliner Doppeldecker. Abgesehen von den vielen ehemaligen Berliner Bussen dieser Bauart, die fast überall in Deutschland anzutreffen sind, wurden auch nagelneue Büssing- und MAN-Doppeldecker nach Travemünde geliefert. Für die Verbindung zwischen Travemünde und Lübeck beschaffte die Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft (LVG) in den Jahren 1959 und 1961 insgesamt acht Busse vom Typ Büssing D2U, die die Wagennummern 42-45 und 48-51 erhielten. Diese unterschieden sich von den Berliner Lieferungen in einigen Details. So hatten sie keinen Heckeinstieg, der Bus wurde vielmehr vorn beim Fahrer betreten und - wie es bis heute üblich ist - in der Mitte wieder verlassen. Die Treppe zum Oberdeck befand sich bei diesen Typen über den Hinterrädern rechts. Sie führte gerade nach hinten ins Oberdeck, wo die im hinteren Bereich mittig angeordneten Doppelsitzreihen (weiter vorn rechtsseitige Vierersitzbänke) umrundet werden mussten, um dann vom links liegenden Seitengang aus einen Sitzplatz ergattern zu können. Dies hatte allerdings den Vorteil, dass im Unterdeck durch Wegfall der Heckplattform mehr Sitzplätze untergebracht werden konnten. Auch optisch unterschieden sich die Lübecker D2U von den Berliner Wagen: sie hatten im Oberdeck um die Ecken gebogene Frontscheiben (so genannte Panoramascheiben), keine große Büssing-typische Chrom-»Spinne« an der Front. Der Zielkasten an der Front war kleiner und beherbergte ein Rollband, das in Berlin erst 1971 mit den ersten Standard-Eindeckbussen (Büssing E2H) eingeführt wurde. Die 1964 in zwei Exemplaren (Wagen 55 und 56) angeschaffte Büssing-eigene Doppeldeckerkonstruktion auf Basis des Typs »Senator« hatte sich offensichtlich nicht bewährt, so dass 1968 und 1972 mit den Wagen 64-66 und 70-75 wieder insgesamt neun Busse nach Berliner Vorbild beschafft wurden, wobei der Typ D2U jedoch mittlerweile von der Neuentwicklung Büssing DE abgelöst worden war. Die LVG-DE unterschieden sich baulich nur unwesentlich von den Berliner Ausführungen, sie hatten jedoch ein Automatikgetriebe mit drei Fahrstufen, das den Bussen zu einer für DE-Busse sehr »rasanten« Höchstgeschwindigkeit von über 100 km/h verhalf. Ferner waren die Lübecker DE mit Rollband- statt Steckbeschilderung ausgerüstet und anstatt mit den aus Berlin bekannten grünen mit roten Sitzpolstern versehen. Einen Überblick zur Geschichte und zum Wagenpark der LVG im Jahre 1972 gibt dieser Artikel aus der Zeitschrift DER STADTVERKEHR. (PDF, 1 MB)
1975 führte die BVG die nächste Neuentwicklung ein, den Typ MAN SD200, der wieder in Zusammenarbeit der BVG mit Büssing und MAN entstand. So kaufte auch die LVG 1976 drei Wagen dieses Typs (Wagen 82-84), denen in den Jahren 1980 mit den Wagen 98-100 und 1984 mit den Wagen 14 und 15 weitere fünf Exemplare folgten. Zu den Wagen 82-84 erschien ein Artikel im Magazin DER STADTVERKEHR, den sie hier herunterladen können.(PDF, 0,3 MB) Auch diese Wagen unterschieden sich von den Berliner Ausführungen in einigen Details. So hatten alle Wagen nur eine Treppe zum Oberdeck und eine Längsbank über dem linken Vorderrad, während ab 1978 in Berlin alle Wagen mit zwei Treppen ausgerüstet wurden. Bei den LVG-Bussen von 1976 und 1980 fehlten die Karosserieausschnitte für die Rollbandbeschilderung vorn und rechts, statt dessen wurden kleine Kästen mit Handkurbel in die rechte Front- und die erste rechte Seitenscheibe gehängt. Die Anordnung der rückwärtigen Liniennummernanzeige entsprach der in Berlin gängigen Ausführung. Nur die beiden Wagen von 1984 entsprachen bis auf die fehlende vordere Treppe zum Oberdeck der Berliner Bauart SD 83 mit vollautomatischer Rollbandbeschilderung. Die neun vorerst letzten nach Berliner Vorbild beschafften Doppeldecker wurden 1988, 89, 90, 91 und 92 in Dienst gestellt. Sie entsprachen fast vollständig den Berliner Typen D88-D92, wurden jedoch teilweise mit für diese Bauart ungewöhnlichen Rollbandanzeigen ausgeliefert. Diese wurden später gegen Matrixanzeigen getauscht. Warum nun aber BVG-fremde Busse bei Traditionsbus Berlin? Leider hat sich in Travemünde bzw. Lübeck niemand gefunden, der Interesse an einem Erhalt dieser Fahrzeuge gehabt hätte. Herr Carsten Lau aus Berlin als Inititator hat sich jedoch für den Erhalt dieser sehr interessanten, weil auf typischen Berliner Bustypen basierenden Wagen eingesetzt. Beim Typ D2U kam er jedoch leider zu spät, das letzte noch existierende Exemplar war bei dem Versuch der Sicherung derart verrostet, dass ein Wiederaufbau ausgeschlossen war. Text: Björn Draegert
Busverkehr zwischen Lübeck und TravemündeGemeinhin spricht man, wenn vom Ostseebad Travemünde die Rede ist, von »Lübecks schönster Tochter«. Aufgrund des auch heute noch regen Verkehrs gibt es bereits seit den dreißiger Jahren einen durchgehenden Busverkehr zwischen beiden Städten. Betrieben wurde dieser vor dem zweiten Weltkrieg mit Fahrzeugen der Stadtwerke Lübeck. Durch die beginnenden Kriegsmaßnahmen musste aber bereits im Jahre 1939 jeglicher Parallelverkehr zur Eisenbahnlinien eingestellt werden, so auch auf dieser Strecke. Nach dem Krieg übernahm ab März 1946 der private Omnibusunternehmer Ernst Wendelborn und Söhne den Linienbetrieb auf dieser besonders im Sommer stark frequentierten Linie. Um die starken Fahrgastzahlen bewältigen zu können, entschied man sich schnell, zwischen Lübeck und Travemünde auch Doppeldeckbusse einzusetzen. Hierzu erwarb die Firma Wendelborn zunächst drei ehemalige Berliner Linienbusse, die nach dem Krieg auf einem ehemaligen Heeresgut-Schrottplatz abgestellt waren. Dorthin gelangten sie aufgrund Requirierung durch die Deutsche Wehrmacht. Diese Wagen wurden nun nach und nach wieder aufgebaut und im Linienbetrieb eingesetzt. Dabei bewährten sich die Doppeldecker so gut, dass bald an Ersatz gedacht werden musste. Dieser erfolgte im Jahre 1959 Mit dem Kauf von vier vom Berliner Unternehmen Orenstein & Koppel karossierten Doppeldeckern, die weitgehend parallel zur Berliner Bauserie D2U gebaut worden sind. Allerdings mit einer zu der Berliner Bauserie abweichenden Türanordnung ohne Plattform. Im Jahre 1961 kamen nochmals vier D2U-Doppeldecker zur Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft (LVG), welche inzwischen aus der Firma Wendelborn hervorging. Auch die in Berlin gebaute Nachfolgegeneration von Doppeldeckern des Typs DE (Doppeldecker-Einmannwagen) wurde in Travemünde bald heimisch. 1968 beschaffte die LVG drei Wagen der Serie DE 68 (Wagennummern 64-66). Aber auch diese Wagen reichten für das inzwischen erweiterte Liniennetz nicht aus. Im Jahre 1972 kam noch eine weitere Lieferung in Form von sechs Wagen der Serie DE 72 an die Ostsee. Diese Wagen erhielten die Nummern 70 bis 75 und wurden im März 1972 in Dienst gestellt. Eingesetzt wurden alle Wagen auf folgenden von Travemünde ausgehenden LVG Linien: A über die Autobahn und Bad Schwartau in die Lübecker Innenstadt bis Schrangen bzw. ZOB B über die Bundesstrasse 75, über Kücknitz, Siems, Burgtor bis Lübeck,Schrangen C nach Niendorf, über Timmendorfer Strand H nach Kücknitz.
Text: Michael Müller zuletzt aktualisiert 24.8.2010 | Ulf Bergmann
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