Traditionsfahrt auf der Linie 76

Gründe für eine Traditionsfahrt finden sich immer: die Linie 76, die von 1991 bis 2004 176 hieß und seitdem M76 (Metrolinie) genannt wird, wurde im Jahr 1966 z.B. aus Anlaß der Verlängerung der U-Bahnlinie 6 bis Alt-Mariendorf zurückgezogen, während sie zuvor noch zwischen Lichtenrade, Bahnhofstraße und Flughafen Tempelhof/Platz der Luftbrücke verkehrte. Im selben Jahr, am 30. September, wurden zum letzten Mal auf der Linie 76 Schaffner eingesetzt, ab 1. Oktober kam der neue Einmann-Wagentyp Büssing DE zum Einsatz.

Ungefähr 40 Jahre später, am 6. Mai 2006, fuhren nach über 20 Jahren wieder DE-Busse auf der Linie 76, aber auch ein D2U, ein Präsident und ein Daimler-Benz E2H. Die Berliner Vekehrsbetriebe BVG beteiligten sich ebenfalls rege an unserer Aktion und ließen sogar drei Busse im Depot, deren Fahrgäste wir komplett übernahmen. Die BVG warb auch für unsere Veranstaltung in Form von Fahrplanaushängen und Laufschrift in den DAISY-Anzeigen an den Haltestellen im Verlauf der Linie M76.
Nicht zuletzt war der 6. Mai 2006 zudem der definitiv letzte Tag, an dem Autobusse vom ehemaligen Betriebshof Zehlendorf in der Winfriedstraße zu ihrem Einsatz im Linienverkehr rollten. Bereits am 8. Mai begann das Abrißunternehmen mit den notwendigen Vorbereitungen für den heute »Rückbau« genannten Abbruch der über 70 Jahre alten Hallen.

Der »Knaller«: sozusagen plötzlich und unerwartet erschien ein bunter DE-Bus auf der Bildfläche, ein richtiger Popbus mit historischer Werbung! Den Bus, 2329, hatten wir gemeinsam mit 2353 im August 2001 vom Phantasialand in Brühl übernommen und ohne weitere Verwendung abgestellt. Er war jedoch im Innenraum komplett erhalten und zeigte sich bis auf Kleinigkeiten in außerordentlich guter Verfassung, so daß aus der fixen Idee, den weißen Bus »noch schnell« mit einer Popwerbung zu versehen, plötzlich Realität wurde. Innerhalb von vier Wochen entstand aus Fotos der Originalwerbung aus den 70er Jahren eine Vorlage direkt auf dem Bus, parallel dazu wurden die Schriftzüge per Computer bearbeitet und mit einem modernen Folienplotter in Form gebracht. Dies erfolgte übrigens bei der Firma Hruby, deren erster Auftrag damals die Ausführung der Werbung auf drei DE-Bussen war. Die mit Bleistift vorgezeichneten Umrisse füllten viele Helfer mit Farbe, so daß nach und nach das Resultat entstand. Allein das Aufkleben der Schriftzüge, das wir ebenfalls selbst übernommen haben, dauerte drei Abende.... Dazu werden wir »in Kürze« eine Bildergeschichte erstellen.

Die übrigen Busse waren alte Bekannte:

Diese Busse waren im Einsatz
14
MAN SD 83, Typ Lübeck
> Fotos
70
DE 72, Typ Lübeck
> Fotos
237
E2U 62S
> Fotos
929
VEB Fzgbau Bautzen Do54
> Fotos
1629
Bü D2U 64
> Fotos
1749
MAN SD 80
> Fotos
1986
DB E2H 84
> Fotos
2100
DES 68
> Fotos
2329
Bü DE 72
> Fotos
2437
DE 72
> Fotos
2556
DE 74
> Fotos
2626
MAN SD 74
> Fotos
3294
MAN SD 83
> Fotos
 
Ausgestellt am S-Bahnhof Lichtenrade
1126
Bü D2U 56
> Fotos
1658
Bü DF
> Fotos
3550
MAN D 86

Hier vorab ein paar Impressionen vom Tage...

 

8 Uhr, Schaffner Braun beginnt seinen letzten Dienst auf dem alten Betriebshof Zehlendorf, der zwei Tage später keiner mehr sein wird.

Foto: Björn Draegert

Diesen Anblick bekommt er dabei zu sehen...

Foto:Ulf Bergmann

Einmal um die Busse rumgelaufen, präsentiert sich die Reihe so.

Foto: Ulf Bergmann

Nach und nach verließen die Busse den Betriebshof, um zu ihren Einsatzpunkten in Steglitz, Mariendorf oder Lichtenrade zu gelangen.

Foto: Björn Draegert

Wenn alle Traditionsbusse anderweitig unterwegs sind, müssen Reservisten ran: der SD 3127 der Firma Berlin City Tour, in diesen Dingen erfahren, absolvierte seinen Dienst auf der Linie 218. Hier kurz vor der Abfahrt neben dem Sozialtrakt Bf Z.

Foto: Ulf Bergmann

3550, unser letzter Zugang und der nunmehr letzte MAN SD202 im alten sandgelb, der auch so erhalten bleiben wird, war den ganzen Tag am Pfarrer-Lütkehausplatz zu besichtigen.

Ulf Bergmann hatte noch etwas Speicherplatz auf seiner Kamera übrig (früher war der Film noch nicht ganz voll...)

Auch der schönste Tag geht einmal zuende, nach Einbruch der Dämmerung fanden die Busse noch einmal in die Zehlendorfer Winfriedstraße zurück, um von dort einen Tag später ihren Weg zurück in ihr angestammtes Domizil bzw ihr neues Heim in Haselhorst zu finden.

Das Stimmungsfoto stammt von Jürgen Mühmelt