Der Grunewald und die Schlösser- und Seenlandschaft entlang der Havel zwischen dem Stößensee im Norden und der Glienicker Brücke im Süden sind traditionell ein beliebtes Berliner Ausflugsgebiet, dessen verkehrliche Erschließung durch die Berliner Verkehrsbetriebe mit eigens eingerichteten Ausflugslinien erfolgte. Die heutige Linie 218 ist als reguläre Buslinie der Nachfolger dieser Dreieckslinien (∆-Linien). Seit dem 20. April 2000 wird ein Umlauf von Traditionsbus Berlin gestellt, so dass uns das zehnjähige Jubiläum Anlaß sein sollte, die jährliche Traditionsfahrt in Wannsee zu veranstalten. Eine Reihe von kleinen bis ziemlich großen Schäden und Ausfällen an unseren Traditionsbussen zwang dazu, die Veranstaltung zu verschieben und Wunden zu lecken. Zum BVG-Pfingstfest 2010 an der Pfaueninsel wurden unsererseits kleinere Brötchen gebacken, aber immerhin stellten wir einen Verstärkerverkehr vom Bahnhof Wannsee bereit.
Die Idee einer Traditionsfahrt in und um Wannsee war damit nicht gestorben, nur vertagt. Das Versprechen wurde dann ein Jahr später am Pfingstsonntag 2011 eingelöst. Vom Bahnhof Wannsee als Zentrum ausgehend wurden Fahrten zum U-Bahnhof Krumme Lanke, nach Kohlhasenbrück bzw. zum Hahn-Meitner-Institut (Linie 18), zur Glienicker Brücke (Linie 6) und auf der Ringlinie nach Heckeshorn (Linien 3, 51, 67) angeboten. Mit zusätzlichen Fahrten wurde auch die Linie 218 zur Pfaueninsel und zum Grunewaldturm verstärkt.
Der Pfingstsonntag erwartete uns mit Sonnenschein und nur gelegentlichen Wolken bei Temperaturen bis zu 25°C. Und so gerne wir selber mit unseren alten Bussen unterwegs sind, möchten wir nicht "unter uns" Busfreunden bleiben, sondern auch zufällige Fahrgäste in die Vergangenheit entführen. Das Wetter war somit perfekt für eine Traditionsfahrt, denn das Kaiserwetter lud zum Havelspaziergang und zum Baden. So nutzten viele Ausflügler die Gelegenheit nach Wannsee zu kommen, und unsere Busse boten eine willkommene Aufstockung des Busangebots.
Zehn eigene Busse konnten wir einsetzen, und darunter waren gleich drei Wagen, die bislang nicht als zugelassene Autobusse bei einer Traditionsfahrt teilgenommen hatten: ihren Einstand gaben drei MAN-Eindeck-Autobusse. Der Autobus 1242 (MAN E2H 75) und sein zehn Jahre jüngerer Bruder 1666 (MAN E2H 85) ihren Einstand als betriebsfähige Traditionsbusse. Der Niederflurbus 2271, der im Winter bei Dr. Richard Herrmann eingesetzt worden war, blieb eigens für die Traditionsfahrt angemeldet.
Ergänzt wurden die ATB-Busse durch den Wagen 1071 (Mercedes-Benz O405N, MB EN 92), der sich in privater Erhaltung befindet. Drei D-Wagen (MAN SD 202) von Berlin-City-Tour verstärkten das Angebot an Doppeldeck-Autobussen, und einer der Wagen stellte auch den regulären Umlauf auf der Linie 218.
Als ersten fotografischen Eindruck des Tages gibt es eine kleine Fotogalerie mit einem Foto jedes teilnehmenden Busses.
Vor der ersten Tour des Tages wartet 2437 am Rathaus Zehlendorf auf die Abfahrt oder besser gesagt auf seinen Fahrer, der die Gelegenheit zu einem Foto nutzt. Foto: M. Fritzsche
Der S-Bahnhof Wannsee war der Mittelpunkt aller Traditionsbus-Einsätze, wo an den Haltestellen auf die Traditionsfahrt aufmerksam gemacht wurde. Foto: R. Putzke
Aus dem ATB-Fundus wurden Haltestellenmasten aufgestellt, in deren Schaukästen stilecht nachempfundene Fahrpläne unser Fahrtangebot auflisteten. Foto: S. Sonnenburg
Der Mexikoplatz ist die eindrucksvolle Kulisse für die morgendliche Aufnahme von 1629. Foto: D. Schmelzer
Im Verlauf der Linie 18 begegnen sich 1986 und 1071, der südwärts in die Potsdamer Chaussee einbiegt.
Am U-Bahnhof Krumme Lanke wartet 1957 auf die Abfahrtszeit. Das Ziel "Wannsee, Kronprinzessinnenweg" umschreibt den damals unaussprechlichen Bahnhof Wannsee.
Unter den Neueinsteigern der Traditionsfahrt befand sich 2271, der seit dem Winter wieder als KOM zugelassen war.
Eine weitere Jungfernfahrt des Tages konnte 1666 feiern, der erst im April in den ATB-Bestand gelangte. Der Bus überquert die Teltowkanalbrücke in Kohlhasenbrück, die unmittelbar von der Endhaltestelle liegt.
Finde die Unterschiede! Zum direkten Vergleich haben sich 1986 und 1666 aufgestellt. Foto: A. Heller
Während einer Fahrt als 18E entstand die Aufnahme von 1071. Foto: L.-A. Weiland
Wagen 2437 verläßt die nach Steinstücken führende Stammstrecke der Linie 18, um das kurze Stück nordwärts zur Endstelle Kohlhasenbrück zurückzulegen. Foto: D. Schmelzer
Der zweitjüngste unter den teilnehmenden Bussen pausiert an der Endstelle, die der Wagen mit Beschilderung als Linie 118 erreicht hat. Foto: A. Heller
Ein fotografischer Blick entlang des Kronprinzessinnenwegs zeigt 1666, der erstmals in seinem Berliner Busleben außerhalb von Spandau im Einsatz stand. Foto: A. Heller
Während der kurzen Fahrt nach Heckeshorn wurde 415 angetroffen. Foto: D. Schmelzer
Für einen DE hat Berlin durchaus beachtliche Steigungen zu bieten. Wagen 2556 bezwingt den Anstieg auf der Königstraße auf einer Fahrt zur Glienicker Brücke. Foto: D. Schmelzer
Auch in diesem Jahr war Berlin City Tour mit SD 202 dabei: während 3576 bereits ein alter Bekannter ist, wurde 3679 erst in diesem Jahr wieder in Betrieb genommen und ist daher erstmal bei einer Traditionsfahrt im Rennen.
Die Ringlinie nach Heckeshorn, die unter andererm an der Liebermann-Villa und dem Haus der Wannsee-Konferenz vorbeiführt, wurde ausgesprochen gut angenommen. Der E2U 415 sorgt dort als Linie 51 geschildert für eine willkommene Aufstockung des Angebots.
Die beiden jüngsten Busse unter sich: 1071 und 2271 im Anflug auf die Haltestelle am Bahnhof Wannsee. Foto: F. Garhammer
Am Bahnhof Wannsee wartete ein eigener Werkstattwagen auf seinen Einsatz - wie man sieht, gab es kaum Anlaß für Hektik. Foto: M. Fritzsche
Die Kühlung von 2271 verlangte zwischenzeitlich dann aber doch nach etwas Aufmerksamkeit. Foto: M. Fritzsche
Schnappschuß auf der Königstraße: während das Werkstatt-Team einen Besuch beim Ausstellungsstück 1405 macht, zieht der E2U vorbei. Foto: F. Garhammer
Und so sah die Situation von der anderen Straßenseite aus. Foto S. Sonnenburg
Passend zu den Sonderfahrten über die Autobahn nach Drewitz wurde eine zeitgenössische Haltestelle aufgestellt. Foto: L.-A. Weiland
Einen guten Zuspruch erfuhren die Fahrten als Linie E (504) nach Drewitz. Wagen 1242 steht zur letzten der drei Fahrten bereit. Foto: S. Sonnenburg
Am Kontrollpunkt Dreilinden vorbei, der auf Berliner Stadtgebiet liegt, ist 1242 auf der A115 unterwegs nach Drewitz als Linie E. Foto: D. Schmelzer
Natürlich hat die frühere Endhaltestelle, ein Autobahnparkplatz in Drewitz, ihren Charakter seit Mauerfall und Einstellung der Linie E erheblich verändert. Foto: L.-A. Weiland
Gerade ist 1242 vom Einsatz als Linie E zurückgekehrt, und ATB-Geschäftsführer Stefan Freytag freut sich über den gerade zugelassenen Bus und die gute Auslastung der Drewitz-Fahrten. Foto: S. Sonnenburg
Zwischen den Drewitz-Touren tummelte sich 1242 auf den weiteren Linien und gelangte auch zum Grunewaldturm.
Als regulärer ATB-Umlauf auf der Linie 218 fungierte 3678 von Berlin City Tour, der Ende 2003 als letzter sanierter D-Wagen die Seitenwandsanierung verließ.
Doppeldeck-Autobusse waren natürlich ebenfalls im Einsatz, so wie 2437, der ebenfalls in Kohlhasenbrück auf den Chip gebannt wurde, wo die Endstelle dank ihrer reizvollen Lage viele abwechslungsreiche Motive bot.
Wagen 1071, der sich in Privatbesitz befindet, macht sich auf den Weg zurück zum U-Bahnhof Krumme Lanke.
Begegnung zweier Busse: am Hahn-Meitner-Institut gelang der Schnappschuß eines E2H mit dem ungleich älter VW-Bus der ersten Generation. Foto: A. Heller
Im Kern des Dorfs Stolpe passiert 1071 einen Lindenbaum in voller Blüte. Foto: D. Schmelzer
So ländlich kann Berlin sein: LVG 70 passiert den Stolper Dorfanger. Foto: D. Schmelzer
Die frühere Endstelle der Linie 6 hat Wagen 2556 an der Glienicker Brücke erreicht. Links im Bild steht "Die große Neugierde."
Auf der Potsdamer Seite der Glienicker Brücke bestand stündlich Anschluß zu Fahrten mit einem historischen Gothaer Straßenbahnzug. Foto: R. Putzke
Zu seinen BVG-Zeiten undenkbar: 1629 überquert die Glienicker Brücke. Foto: D. Schmelzer
Der frühere LVG-Wagen 70 wurde am S-Bahnhof Wannsee abgelichtet.
MAN-Standardbusse im Vergleich: mit 2271 ein Vertreter der ersten Niederflurbus-Generation und 1666 als spätgebauter "Standard I"-Wagen. Foto: S. Sonnenburg
Der Schaffner von 1629 wartet auf Anweisungen des Verkehrsmeisters. Foto: S. Sonnenburg
Als südliches Ende der Linie 18E wurde Kohlhasenbrück gewählt, das als "ruhiger Hafen" für längere Pausen diente. 3576 macht sich in Wannsee auf den Weg dorthin. Foto: S. Sonnenburg
Über das Autobahnkreuz Zehlendorf rollt 1957 gen Wannsee. Foto: L.-A. Weiland
Dort entstand ebenfalls dieses Foto von 1629. Foto: D. Schmelzer
Die Bahnbrücken am S-Bahnhof Mexikoplatz passiert 1957. Foto: D. Schmelzer
Ungleiche Brüder: unser Wagen 1405 diente als Blickfang, während sein numerisch Verwandter, der 25 Jahre jüngere Volvo 1404 vorüberfährt.
Wagen 3576 passiert den Biergarten Loretta gegenüber vom Fähranleger in Wannsee.
An derselben Stelle wurde 1629 auf dem Weg nach Kohlhasenbrück abgelichtet.
Zwischenzeitlich hat sich 3576 bis zum Rathaus Wannsee vorgearbeitet. Foto: D. Schmelzer
Die vielfältigen Programmierungsmöglichkeiten der AEG-Vollmatrix wurden bei 1071 dem Anlass entsprechend genutzt. Foto: R. Putzke
Der 218er-Linienwagen wurde beim Fahrgastwechsel am Bahnhof Wannsee kruz vor der Weiterfahrt in Richtung Havelchaussee abgelichtet. Foto: L.-A. Weiland
Die Heckansicht von 1666 weist ihn als einen der wenigen MAN E2H mit verglasten Heckecken aus. Foto: L.-A. Weiland
Als sozusagen halber Traditionsbus durfte auch der DL 3233 im D2U-Outfit nicht fehlen. Der Bus wurde als einer von drei BVG-Linienwagen auf der Linie 218 eingesetzt. Foto: R. Putzke
Der BCT-Bus 3679 kehrt am Bahnhof Wannsee vor einer Nachmittagsfahrt entlang der Königstraße zur Glienicker Brücke. Foto: S. Sonnenburg
Zu den ältesten BVG-Bussen im Einsatzbestand zählt der Gelenkbus 2631 aus dem Jahr 1995. Foto: S. Sonnenburg
Gegen Ende des Tags erreicht 415 den Bahnhof Wannsee. Foto: L.-A. Weiland
Im folgenden sind die eingesetzten Traditionsfahrzeuge tabellarisch zusammengefaßt.