Wir suchen ein neues Zuhause!

Sehr geehrte Leserin und sehr geehrter Leser,

(Ich mag die Lösung mit dem * nicht...)

es ist Zeit für ein neues Thema hier auf unserer Startseite. Aber was für eines sollte das sein? Dass auf dem 218er jeden Tag ein historischer BVG-Bus durch den Grunewald kurvt, dürfte bekannt sein. „Corona“ nervt uns alle inzwischen ganz erheblich und daher ist auch dies kein Thema hier. Denn Sie schauen schließlich gerade bei uns auf die Seite, um etwas über uns und unsere BVG-Bus-Sammlung zu erfahren. Kommen wir also zu dem, was für uns essentiell ist: Die gesicherte Abstellung unserer Fahrzeuge.

Denn wir sind sozusagen zum Jahreswechsel noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen, als unser Mietvertrag für die Hallen in der Daumstraße für ein weiteres Jahr bis zum 31.12.2021 verlängert wurde, allerdings nun trotz geringerer Einnahmen wegen „Corona“ mit einer spürbaren Mietsteigerung. Aber alles in allem sind die unbeheizten Blechhallen in der Daumstraße im Vergleich zu allen anderen Angeboten auf dem Berliner Immobilienmarkt und dem des Umlands unschlagbar günstig. Derzeit kommen wir finanziell mit unseren deutlich reduzierten Einnahmen gerade so über die Runden. Auf staatliche Zuwendungen haben wir wegen zu geringer Umsatzeinbußen keinen Anspruch. Aber was ist Ende dieses Jahres, wenn unser Blechparadies wegen des anstehenden Wohnungsbaus abgerissen wird? Eine Vervierfachung der Mietkosten können wir uns nicht leisten, auch keine Verdoppelung. Durch Auslagerung von Großaggregaten nach JWD und die Nutzung von mehr Regalfläche lässt sich der Platzbedarf für das Lager sicher reduzieren. Trotzdem bleiben die Busse. Wie Sie durch unsere Titelgeschichten gesehen haben, sind wir am Verschrotten. Allerdings kommt dann auch gleich schon der nächste Büssing DE Doppeldecker für 1,00 EURO, den man ungern ziehen lassen würde. Und Teile für die Antriebs- und Bremstechnik dieser Wagen kann man einfach nicht mehr kaufen! Sollen wir sagen, DL (3099) und DN (3045) sind als historische Busse nicht anerkannt und uns ihrer entledigen? Das wäre Frevel mit Blick auf die Historie der BVG-Doppeldeckbusse und nie wieder gut zu machen. Sollen wir betriebsbereite DE´s und SD´s verschrotten oder versuchen, diese zu veräußern? Das würde uns das Herz brechen und Ihnen die Möglichkeit rauben, auf einer Traditionsfahrt in eine andere Nahverkehrsepoche einzutauchen. Sollten wir den Vorkriegsbussen des DVN die Unterkunft verweigern und diese im Regen stehen lassen? Das würde einmalige Fahrzeuge dem Verfall preisgeben.

Sie sehen also, guter Rat ist teuer. Ich gehe davon aus, dass sich unsere Sammlung aus eigener Wirtschafts- und Finanzkraft am Leben halten muss. Denn die Bereitschaft einzelner Traditionsbusser, Geld für die Abstellung Ihrer Autobusse auszugeben, sehe ich als sehr gering an. Bleibt also die Hoffnung, das Land Berlin möge sein BVG-Buserbe wertschätzen lernen und uns in der Hallenproblematik ausreichend unterstützen. Bei allen „Straßenbahnvereinen“, die ich kenne, stehen die Züge ohne Entgelt in den Depots. Oder gibt es vielleicht einen Immobilienkonzern bzw. Einzeleigentümer, der nicht auf maximalen Profit schaut und sich freut, dass seine Hallen durch uns genutzt werden? Aber mit Blick auf meine eigene Beziehung zum Geld und die meiner Mitmenschen ahne ich doch, dass dies reines Wunschdenken ist. Geld regiert halt die Welt! Und wir werden keine Revolution auslösen, die dies ändert. Andererseits sehe ich verzückte Gesicherter der Menschen, wenn wir unvermittelt an Ihnen mit einem „Retro-Bus“ vorbeifahren und sie im besten Fall sogar mit Ihrem Fahrschein einsteigen können. Das kann man für Geld nicht kaufen. Nach so viel Text komme ich nun zu Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser:

  • Wenn Sie Eigentümer von Hallenflächen sind, fragen Sie sich, was Sie mit all dem Geld wollen, das Sie nicht essen können.
  • Wenn Sie sich mit der CO2-Bilanz von Fahrzeugen und deren Betrieb wissenschaftlich beschäftigen, dann sind Sie herzlich aufgefordert, sich an uns zu wenden. Denn wir sehen unsere Busse und unser Handeln nicht losgelöst von den sonstigen Erdenproblemen. Vielleicht kommt ja aufschlussreiches Zahlenmaterial zusammen, das den Betrieb historischer Busse rechtfertigt und fördert – vielleicht auch nicht...
  • Wenn Sie nach „Corona“ Ihre Hochzeit, Ihren Geburtstag oder sonst etwas planen, dann stützen Sie mit der Anmietung eines unserer Busse die Finanzierung der Sammlung.
  • Wenn Sie in der Politik oder als deren Berater tätig sind, dann wissen Sie heute, dass niemand die „Corona-Krise“ voraussehen konnte. Nun sind Sie in der Pflicht, anderen zukünftigen Krisen vorzubeugen. Spielt hierbei Traditionsbus Berlin eine Rolle als strategische Betriebsreserve für den Linienbusverkehr und als Mobilitätsgarant, der auch fahren kann, wenn alle elektronischen Systeme zusammengebrochen sind?
  • Wenn Sie Berliner sind oder jemand, der diese Stadt liebt, dann sagen Sie, Sie wollen nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt sehen wie das Brandenburger Tor, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, den Fernsehturm etc. Sondern Sie wollen auch hin und wieder historische BVG-Busse auf den Straßen bewundern. Anderseits: Eigentlich könnte man doch z.B. die Gedächtniskirche abreißen und für Leute mit dickem Geldbeutel dort „Townhouses“ bauen. Das würde dem Berliner Landeshaushalt spürbare Finanzerträge verschaffen, die nach „Corona“ sicher von Nöten sind.
  • Wenn Sie Fahrzeugkonstrukteur oder Hersteller von Linienbussen sind und eine Marktlücke in der Produktion von alltagstauglichen und kostengünstig zu betreibenden Linienbus-Doppeldeckern sehen, dann schauen Sie sich bei uns um und lassen sich von gelungenen Bustypen vergangener Jahrzehnte inspirieren.

Das waren nun ganz viele Aspekte, wie Sie uns sehen können. Wir werden sehen, ob wir eine Zukunft in dieser Stadt haben oder eben nicht. Bis hierher haben wir es geschafft und niemand von uns ahnte vor 30 Jahren, welche Dimensionen unsere Bussammlung annehmen würde. 40 bis 50 Wagen brauchen eine Perspektive. Was wir nicht wollen, das ist „auf Sicht fahren“, so wie wir es heutzutage in anderem Zusammenhang häufig hören. Time will tell.

Text: Stefan Freytag