Wohin geht die Fahrt?

Liebe Besucher unserer Internetseite,

von denen wir seit Durchsetzung der Datenschutzgrundverordnung gar nicht mehr wissen, wie viele Sie eigentlich sind. Aber wer denkt dieser Tage schon an die Datenschutzgrundverordnung? Das Corona-Virus (hier mit Bindestrich geschrieben) ist in aller Munde und beginnt, unseren Alltag zu verändern und zu beherrschen.

Da es an der Zeit ist, unsere Startseite zu aktualisieren, greifen wir dieses Thema auf, das natürlich auch für Traditionsbus wichtig ist. Denn wir sind mit unserem täglichen Dienst auf der BVG-Buslinie 218 genauso den neuen Regeln unterworfen wie alle anderen Linienbusse in Berlin. Hiervon geben wir Ihnen einen kleinen Eindruck und fragen uns, wo wird die „Reise“ unserer Gesellschaft und des ÖPNV in den kommenden Wochen hingehen?

Trotz aller Appelle, möglichst nicht volle Verkehrsmittel zu nutzen, möchten wir Sie motivieren, einen Ausflug in den Grunewald zu wagen. Denn vielleicht können Sie ja zu verkehrsschwachen Zeiten, die wir ja jetzt fast durchgängig haben, mit der U 2 oder der Ringbahn, besser der S1 und 7 fahren, um dann in den 218er umzusteigen. Und keine Angst, derzeit ist unser Bus nicht gerade stark besetzt und man muss sich ja nicht unbedingt direkt neben jemand anderes setzen, nachdem Sie über die Mitteltür eingestiegen sind (Anweisung der BVG). Vielleicht lassen Sie die Handschuhe, die Sie wegen der Kälte tragen, am besten gleich an, so wie Sie es bereits in der Bahn getan haben, um sich zu schützen. Ich werde unsere Fahrer bitten, die Wagenheizung frühzeitig abzuschalten und den Bus nicht zu überheizen. Und dann steigen Sie mitten im Grunewald aus, sehen das erste Grün des Frühlings und sind mit sich, vielleicht einem lieben Menschen an Ihrer Seite und dem Wald alleine - keine Ansteckungsgefahr! Und falls Sie nun auf die Idee kommen sollten, z.B. im Grunewaldturm-Restaurant einkehren zu wollen – Fehlanzeige. Das ist seit Oktober 2019 wegen Insolvenz geschlossen. Auch die Alte Liebe, von der man ja sagt, sie rostet nicht, liegt nicht dort, wo man sie erwartet. Sie scheint auf Entrostungskur zu sein. Hoffentlich kommt sie Anfang April wieder zurück an ihren angestammten Platz. Bleibt also derzeit nur das Waldhaus, das nach Lage der Dinge wohl ebenfalls eine Zwangsschließung erfährt.

Apropos Insolvenz: Die Schulen wurden geschlossen und wir fahren keine Kinder mehr = Einnahmeverlust. Wenn dann auch noch der BVG-Busverkehr eingestellt wird, gibt es gar kein Geld mehr. Etliche Sonderfahrten wurden bereits von den Kunden storniert. Und wohin würde uns das Führen? In die Insolvenz! Aber es trifft nicht nur uns, sondern sehr viele Unternehmen und in dieser Folge auch deren Mitarbeiter. Mal schauen, ob es dem Corona-Virus gelingt, unsere Gesellschaft komplett umzukrempeln. Das Zeug dazu scheint es zu haben bzw. die politisch Verantwortlichen zu veranlassen, dieses Experiment zu wagen.

Und wenn wir – Traditionsbus – das alles gesundheitlich und finanziell überstanden haben sollten, dann kommt zum Jahreswechsel die Räumung unseres derzeitigen Depots mit der noch nicht geklärten Frage, wohin ziehen wir. Und vor allem, welche Miete dürfen wir bezahlen? Denn nach derzeitigem Stand, wird diese sich verdreifachen. Und das können wir uns beim besten Willen nicht leisten. Ob wir einen Vermieter finden, der es gut mit uns meint? Wenn Sie einen kennen, sagen Sie uns bitte Bescheid. Vielleicht gibt es ja trotz aller Widrigkeiten einen Neuanfang für uns. Diesen hatten wir heute – 16. März 2020 - auf dem Kilometerzähler unseres Wagens 3550, der die eine Million überschritten hat und wieder bei Null (0) anfängt.

So, das war jetzt ganz viel Text! Vielleicht haben Sie durchgehalten und bis zum Ende gelesen. Dafür danke ich Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, die / der uns wichtig ist und zu der / dem wir gar keine Gesamtzahlen wissen wollen. (Ist das so Gender-korrekt formuliert? Das waren noch Probleme...)

Nachsatz: Falls Sie sich fragen, wofür das Plastikband vor unserem Wagen 2000 – Airport City nützlich ist, dann sei Ihnen gesagt, dass Kröten und andere Reptilien, die auf dem Weg zum Havelstrand sind, um dort zu laichen, hier ausgebremst werden bevor sie von Fahrzeuge auf der Fahrbahn überrollt werden. Die Tiere plumpsen in Eimer und werden dann von Menschenhand sicher zum Strand gebracht.

Text: Stefan Freytag, Geschäftsführer der Traditionsbus GmbH Berlin