Liebe Leser,
Am 30. Januar 2017 jährte sich zum fünfzigsten Mal die Inbetriebnahme dieses Betriebshofes, der seit Anfang der neunziger Jahre als Omnibusbetriebshof geführt wird.
Dieses Jubiläum wurde seitens der BVG im kleinen Kreis gewürdigt. Es wurde gegrillt, es gab Salate und Getränke; das alles unter freiem Himmel und ohne Festansprache. Besucher waren Busfahrer des Betriebshofes, die beabsichtigt oder zufällig vorbeikamen und etliche Ehemalige, vom Werkstattleiter bis zum Betriebshofvorsteher. Organisiert und durchgeführt wurde das Beisammensein von den Gruppenleitern des Betriebshofes, also von der „Basis“.
Für uns war klar, daß wir unseren Beitrag zu dieser kleinen Feierstunde von 10:00 bis 14:00 Uhr leisten wollten. Und daher stellten wir unsere Autobusse 1629 und 1794 zur Verfügung, um zu zeigen, wie das vor genau 50 Jahren so war mit dem alltäglichen Dienst. Den interessierten Busfahrern von heute boten wir die Gelegenheit, nach kurzer Einweisung in das Fahrzeug eine Runde auf dem Betriebshof selber zu fahren. Das war für die Kollegen sehr interessant. Vielleicht würdigen sie jetzt eher den Dienst auf modernen Wagen, nachdem Sie das „Früher“ kennenlernen durften.
Apropos früher: Interessant war für mich, in einem ausführlichen Gespräch mit dem ersten und langjährigen Werkstattleiter des Betriebshofes von all den Problemen zu erfahren, die die Werkstatt im Winter 1967 mit den Autobussen und mit sich selbst hatte. Die Gruppenbildung der Werkstattbediensteten, die oft von anderen Höfen kamen, war einer konstruktiven Zusammenarbeit nicht förderlich. Es musste ein neues Wir-Gefühl der „Spandauer“ geschaffen werden. Bei den Autobussen zeigten sich erhebliche Probleme durch die Freiabstellung, die in diesem Umfang bei der BVG (West) ein Novum war. Die Wagen wurden ohne Kühlerfrostschutzmittel betrieben (zu teuer!) und sollten über Heizsäulen betriebsbereit gehalten werden. Das ganze funktionierte aber nicht so recht, und Wagen froren nach Verlassen des Betriebshofs ein. Nachdem der ersehnte Kühlerfrostschutz beschafft und in die Wasserkreisläufe eingefüllt worden war, kam es bei älteren Bussen zu Kalkablösungen und Verstopfungen im Kühlkreislauf. Einige Heizsäulen wurden von unachtsamen Fahrern samt nicht getrennter Anschlusskabel über den Hof geschleift, manche auch überfahren. Spandau bekam seinen Fahrzeugbedarf von anderen Betriebshöfen überstellt (kaum Neuwagen direkt aus der Lieferung). Oft wurden diese Autobusse mit alten und nicht mehr leistungsfähigen Fahrzeugbatterien ausgestattet, die bei Kälte den Dienst quittierten. Bei großer Kälte liefen die Motoren der Wagen teils die ganze Nacht durch.
Für mich war die Erkenntnis aus diesem Gespräch: Vor 50 Jahren gab es auf dem Autobusbetriebshof Spandau keine gute alte Zeit. Für die Zukunft wünschen wir dem Hof eine betriebsstabile Busflotte, die, so hört man, weiter wachsen soll. Derzeit fremdvergebene Geländeflächen sollen wieder zur Busabstellung genutzt werden.
Erinnern Sie sich eigentlich noch an 25 Jahre Betriebshof Spandau? Zu diesem Anlass hatten wir unseren Wagen 2556 (Büssing DE 74) extra mit einer Aufschrift zur Gratulation versehen, und gefeiert wurde in der beheizten Werkstatthalle, in der auch Stelltafeln zur Geschichte des Hofes gezeigt wurden. Mensch Kinder, wie die Zeit vergeht!
Text: Stefan Freytag