Neuzugang von Wagen 1209 - Traditionsbus hält Anschluss an die Gegenwart

Vor einiger Zeit reifte bei uns - einigen Menschen jüngeren Alters, aber auch „alten Hasen“ - der Gedanke, sich einen „modernen“ Eindeck-Omnibus zuzulegen, denn bislang gibt es außer dem Ersatzteilspender vom Typ MAN EN 91, ex BVG 2273, der aber wirklich schrottreif ist, keinen sonnengelben Eindecker in unserer Sammlung. Ferner sterben gerade die dreitürigen Solowagen aus, die von 1995 bis 2002 von der BVG beschafft wurden und dem Verkehrsmittel Bus einen besonderen urbanen Flair verleihen. Denn viele Metropolen setzen 12-Meter-Busse mit drei Türen ein. Auf dem „Dorf“ fahren die Zweitürer. Und mit 61 Stück, die einst im Dienst bei der BVG standen, ist der Typ MAN EN 00 (MAN NL 263, Typ A21) relativ stark verbreitet gewesen.

Mit Wagen 1209 konnten wir diesen Plan zu günstigen Konditionen in die Tat umsetzen. Über Geld redet man ja bekannter Maßen nicht, aber richtig teuer war der Wagen mit der roten Umweltzonenplakette nicht. Und bei einer Vorabbesichtigung machte er für einen 16 Jahre alten Bus einen vernünftigen Eindruck, halt dem Alter entsprechend. Es ist unser erster Wagen mit Klimaanlage und – welch Kontrast – neben 155, dem ATB-Pausenraum-Präsident, unser zweiter dreitüriger Eindecker, sogar mit Außenschwenktüren. Die Möbel-Hübner-Werbung wird er selbstverständlich (vorerst) behalten.

Der Bus wurde von uns am 13. September vom BVG Betriebshof Indira-Gandhi-Straße abgeholt. Zunächst lief alles problemlos, doch dann meldete sich das ZF-Automatikgetriebe mit unkorrekten Schaltvorgängen. Durch einen Getriebeölwechsel konnte dieses Problem jedoch behoben werden. Aber dann kam es am 17. September ganz „dicke“. Bei einer ausgiebigen Probefahrt ging in Germendorf bei Oranienburg der Motor fest. Wir vermuten die Ursache darin, dass einer unserer jungen Leute mit zu starkem Bleifuß gefahren ist. Der Wagen wurde also zu unserem Depot geschleppt und erst einmal in die hinterste Ecke gestellt. Denn die Motorreparatur oder die Beschaffung eines Ersatzmotors hat keine Priorität. Außerdem gilt es, auch finanzielle Verantwortlichkeiten zu diesem „Vorfall“ zu klären.

Nichtsdestotrotz ist 1209 nun bei uns angekommen und steht trocken in der Halle. Irgendwann einmal wird er wieder über einen funktionsfähigen Motor verfügen, und vielleicht haben einige Menschen gelernt, mit historischer Technik behutsam und verantwortungsvoll umzugehen. Und wer dies anders sieht, der sollte bei Traditionsbus nur Fahrgast, aber nicht aktiv bei uns tätig sein!

Hoffen wir, dass 1209 uns nach der Motorinstandsetzung technisch nicht überfordern wird und geben wir ihm seinen Platz, den er in unserer Sammlung als Repräsentant der Dreitürer verdient.

Text: Stefan Freytag

zuletzt aktualisiert 3.10.16