VW-Kleinbusse bei der BVG

Besondere Exoten im Fuhrpark der BVG stellten die bisher nur in drei Exemplaren vertretenen VW-Kleinbusse dar.

 

Einerseits, weil Kleinbusse im Bestand der BVG traditionell eine eher untergeordnete Rolle spielen und diese Wagen nur in Außenbezirken zum Einsatz kommen, andererseits weil insbesondere die von Volkswagen angebotenen Fahrgestelle nur den Aufbau von Bussen mit vergleichsweiser kleiner Fahrgastkapazität bieten.

 

Dennoch gelangte ab dem 3. Januar 1994 mit dem Wagen 2076 ein Vorführwagen vom damals neuen Typ VW-Microstar bei der BVG zum Einsatz. Dieses auf einem Fahrgestell eines VW-Transporters vom Typ T4 von der Firma Ernst Auwärter karossierte zweiachsige Fahrzeug war auf dem Betriebshof Lichtenberg stationiert und kam von dort aus ausschließlich auf der damaligen Linie 463 zwischen Schmöckwitz und Rauchfangswerder zum Einsatz. Der Wagen war zu diesem Zweck im oberen Bereich der Frontscheibe mit entsprechenden Aufklebern versehen worden.

 

Der Einsatz dieses Busses endete bereits am 25. März 1994. Das Fahrzeug wurde danach noch mit dem Kennzeichen B-CE 5676 für das Dienstleistungszentrum Karow auf der Nachtbuslinie N53 eingesetzt, danach verliert sich die Spur des Busses.

 

Erst vier Jahre später gelangten im Rahmen des Projekts "Multibus" mit den Wagen 2050 und 2051 zwei weitere auf VW-Fahrgestellen basierende Kleinbusse zur BVG. Die vom österreichischen Fahrzeugbauer Kutsenits gefertigten Fahrzeuge vom Typ VW-Kutsenits City III wurden im Dezember 1997 (2050) bzw. Januar 1998 (2051) amtlich zugelassen und am 12. Januar 1998 auf dem Gelände des Betriebshofes Müllerstraße der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Dabei wurde auch ein Konzept für einen effektiven Einsatz der Kleinbusse erläutert. Die beiden tagsüber von der BVG nicht benötigten Wagen waren im Innenraum mit Sitzen quer zur Fahrtrichtung versehen und wurden am Tage vom Kurierdienst Overbruck als Paketdienstfahrzeuge genutzt. Im Fahrgastraum wurde die Ladung mittels Querstreben gesichert, die mit wenigen Handgriffen unter den Sitzbänken der Busse eingebaut werden konnten.

 

Nachdem die beiden zunächst dem Betriebshof Helmholtzstraße zugewiesenen Wagen in den Abendstunden von ihren Pakettouren zurückkehrten, wurden die Querstreben ausgebaut und beide Busse standen für den Spätdienst auf der in den Abendstunden schwach frequentierten damaligen Linie 228 zwischen U-Bahnhof Osloer Straße und Schönholz zur Verfügung.

 

Entsprechend ihrer "Zwitternutzung" sowohl im Zustellbetrieb als auch als Linienbus waren die beiden Wagen auch lackiert worden: Damit Fahrgäste die herannahenden Kleinbusse als solche auch erkennen konnten, waren sowohl die Frontpartie als auch die Einstiegseite bei beiden Bussen in gelb und somit in den Hausfarben der BVG gehalten. Sowohl die Heckpartie als auch die Fahrerseite beider Busse waren hingegen in neutralem Weiß mit Zierstreifen gehalten.

 

Technisch unterschieden sich die beiden Busse dadurch voneinander, dass Wagen 2051 erdgasbetrieben war, während Wagen 2050 von einem Dieselmotor angetrieben wurde.

 

Aufgrund technischer Probleme mit dem Wagen 2051 und damit verbundenen Mehrkosten für die Anmietung eines Ersatzfahrzeugs wurde der Einsatz beider Busse im Kurierdienst bereits nach 15 Monaten vorzeitig beendet wie aus einem Erfahrungsbericht hervorgeht (s. Seite 50). Beide Wagen standen nun für Sonderverkehre zur Verfügung und wurden in den Buspool des Betriebshofes Helmholtzstraße überstellt.

 

Mit Schließung dieses Betriebshofes am 23. Dezember 2001 wurden 2050 und 2051 zunächst in den Buspool des Betriebshofes Indira-Gandhi-Straße überstellt, um ab dem Frühjahr 2002 in den Linienbusbestand des Betriebhofes Lichtenberg überzugehen. Vom Betriebshof Lichtenberg aus wurden beide Busse auf den damals im Bereich um den Bahnhof Karlshorst verkehrenden Kiezbuslinien eingesetzt.

 

Als im Zuge von Fahrzeugumsetzungen weitere Kleinbusse vom Typ Neoplan N 4009 NL zum Betriebshof Lichtenberg gelangten, konnte auf den Einsatz der Wagen 2050 und 2051 verzichtet werden, weshalb beide Busse im Februar 2003 aus dem BVG-Bestand ausschieden. 2050 und 2051 sind nach ihrer Ausmusterung bei der BVG über einen Fahrzeughändler nach Polen verkauft worden.

 

Text: C. Neuhaus im Mai 2009

 


VW-Kleinbus

Der aufgrund seiner Antriebsart etwas seltener eingesetzte Wagen 2051 pausiert am 12. April 2002 an der Endstelle Karlshorst. Aus der Perspektive des Fahrgasts an der Haltestelle sieht die Lackierung wie bei einem vollwertigen Linienwagen aus...

Foto: C. Neuhaus

VW-Kleinbus

...während die Fahrerseite nur gelbe Zierflächen auf weißem Grund trägt, um das Fahrzeug für seine zweite Aufgabe als Kurierfahrzeug aus dieser Perspektive neutral erscheinen zu lassen.

Foto: C. Neuhaus

VW-Kleinbus

Aus der Sicht des Fahrgasts, der den Bus gerade verpaßt hat, ist der Farbübergang von weiß zu gelb am Fahrzeugheck zu erkennen.

Foto: C. Neuhaus

VW-Kleinbus

Die Rückansicht auf der Straßenseite läßt kaum die Vermutung aufkommen, dass hier ein BVG-Linienbus auf Fahrgäste wartet.

Foto: C. Neuhaus

VW-Kleinbus

Blick in den "Laderaum" des Kleinbusses 2050.

Foto: C. Neuhaus

VW-Kleinbus

Es leben die Neunzigerjahre: Der lila-metallic lackierte Vorführwagen 2076 wurde an einem trüben Januarmorgen des Jahres 1994 in Alt-Schmöckwitz abgelichtet. Die stark geneigte Frontscheibe schränkt die Lesbarkeit der Zielbeschilderung deutlich ein.

Foto: C. Neuhaus

VW-Kleinbus

Die großzügige doppelflüglige Tür erlaubt den Blick ins Fahrzeug.

Foto: C. Neuhaus

VW-Kleinbus

Treffen zweier Fahrzeuggenerationen in Alt-Schmöckwitz.

Foto: C. Neuhaus

VW-Kleinbus

Die Heckansicht zeigt deutlich, dass 2076 ein Abkömmling der VW-Bus-Familie der T4-Generation ist.

Foto: C. Neuhaus