Wagen LVG 14

Auslieferung des Busses bei MAN in Berlin 4.10.83. Foto: F. v. Riman-Lipinski
Abfahrt am Strandbahnhof, Foto: M. Müller
Heckansicht Gedser-Travemünde, Foto: M. Fritzsche
Die damals kurzlebige grüne LVG-Eigenwerbung, Foto: M. Müller
Ankunft aus Lübeck mit Handelsbank-Werbung, Foto M. Müller
Heckansicht mit Handelsbank-Werbung, Foto M. Müller
Vorbereitung der Werbefläche für die Deutsche Bank, Foto Merten Gölzer
Deutsche Bank Werbung, Foto M. Müller
Deutsche Bank Werbung, Foto M. Müller
Neue Aufmachung in rot. Foto: F. v. Riman-Lipinski
Neue Aufmachung in rot. Foto: F. v. Riman-Lipinski
Weiße Banderole für die neue Werbung, Foto Merten Gölzer
Neue alte Bandwerbung, Foto Merten Gölzer
Neue alte Bandwerbung, Foto M. Müller
Der Zwillingsbruder von 14 heißt LVG 15, obwohl er die niedrigere Fahrgestellnummer besitzt. Anfang der Neunzigerjahre traf der Fotograf den Wagen auf den Betriebshof der LVG an. Foto: Archiv C. Neuhaus
Aufarbeitung des Wagens in der Tschechischen Republik, Foto Merten Gölzer
Nun glänzt der Wagen - leider allerdings im falschen Farbton. Foto: C. Neuhaus
Neues Aussehen als Museumsbus, Foto: C. Lau
Für eine Messe in Katowice erhielt Wagen 14 eine neue Reklame, mit der Computer von Siemens Nixdorf angepriesen wurden. Foto: C. Neuhaus
Die Reklame erhielt der Wagen bereits in Berlin, wo die Fotos vor der Abreise nach Osten im September 1996 entstanden. Foto: C. Neuhaus
Stadtrundfahrt-Einsatz beim „Tempelhofer“, Foto M. Müller
Wäre da nicht das Berliner Kennzeichen, hätte diese Aufnahme auch Alltag aus den Achtzigerjahren sein können. Wagen 14 gastierte aber am 26. Mai 1996 wieder einmal in seiner alten Heimat. Foto: C. Neuhaus
Einen Tag später in der Travemünder Kirchstraße steuert der Bus mit der Haltestelle "Schule" einen Ort an, dessen Ausstattung sich noch im unverfälschten Stil der Achtzigerjahre präsentiert. Foto: C. Neuhaus
Gleich drei (und damit alle damaligen) LVG-Museumsdoppeldecker stehen am 29. Juni 1997 Spalier zur Einweihung eines neuen Betriebshofs des Stadtverkehrs Lübeck. LVG 70 hat zwischenzeitlich Unterschlupf bei der ATB gefunden. Foto: C. Neuhaus
Die mittlerweile ungleichen Zwillinge trafen sich am 25. Mai 1996 wieder. Wagen 15 wurde kurz zuvor zum Vollcabrio aufgeschnitten und steht noch heute in dieser Form in den Diensten der LVG. Foto: C. Neuhaus
BVG-Einsatz auf der Linie 218 an der Pfaueninsel, Foto M. Müller
Blick durch das Unterdeck nach hinten...
...und der Blick nach vorn. Für den Überlandverkehr erhielt LVG 14 nur eine Treppe...
...so dass der Wagen mit einer besonders hohen Zahl an Sitzplätzen aufwarten kann. Fotos M. Müller

MAN SD 83 (SD 200, Typ LVG)

Der Lebenslauf des Standard-Doppeldeckers LVG 14 muss in zwei Teile eingeteilt werden. Den ersten aktiven Teil seines Daseins verbrachte er bestimmungsgemäß bei seinem eigentlichen Auftraggeber, der Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft (LVG). Den zweiten (schon viel längeren) Teil ist er im Museumseinsatz in Berlin. Aber der Reihe nach…

Der LVG-Wagen 14 entstammt einer nur zwei Wagen umfassenden Lieferung der Waggon-Union an die LVG. Um die Ausmusterung der DE-Busse LVG 70 und 74 auszugleichen, bestellte die LVG im Jahre 1983 diese zwei Busse, die zunächst die Wagennummern 13 und 14 erhalten sollten. Nach der Auslieferung wurde der Wagen 13 dann aber in 15 umnummeriert, da die Nr. 13 bereits durch einen Reisebus besetzt war.

Die Wagen wurden an die in der Fertigung befindlichen BVG-Serie SD 83 angehängt. Daher erhielten sie auch die BVG-typischen großen Nummerkästen an der Front, von dem bei der Liniennummernanzeige aber nur das Mittelband mit den LVG üblichen Buchstaben-Linien verwendet wurde. Verzichtet wurde auch auf die zweite vordere Treppe. Hier wurde stattdessen eine weitere Längsbank eingebaut. Die Fertigstellung der zwei Wagen erfolgte im Oktober 1983.

Nach der Ankunft der Busse in Travemünde passierte aber zunächst merkwürdiges. Da bei der LVG zur Winterzeit nicht so viele Busse benötigt werden wie in der Sommersaison, stellte man die nagelneuen Busse erstmal ein halbes Jahr ungenutzt in der Halle ab. Erst am 8. Juni 1984 wurde der Wagen 14 dann mit dem Kennzeichen HL-J 925 in Lübeck zugelassen. Im Juli 1984 erhielt er auch bereits die erste Werbung für die Fährlinie Gedser-Travemünde. Diese behielt er bis Juni 1987.

Im Jahre 1985 kehrte er dann nochmals zum Herstellerwerk Waggon-Union nach Berlin zu Garantiearbeiten zurück. Es stellten sich Mängel an der Lackierung heraus. Die Farbe löste sich von der Beblechung und musste nachlackiert werden. Im August 1987 erhielt der Wagen die auch heute wieder am Bus angebrachte grüne LVG Eigenwerbung. Da Wagen 14 diese aber in Eigenregie von der LVG und ohne Absprache mit der den Bus vermarktenden Werbefirma erhalten hat, musste sie bereits im September 1987 wieder gelöscht werden. Im Oktober 1987 wurde stattdessen eine Werbung für die Handelsbank Lübeck angebracht.

Der zweite längere Berlin-Besuch bei der Waggon-Union erfolgte im Januar/Februar 1989. Hier erhielt der Wagen eine neue Teilbeblechung der unteren Außenbleche. Als im Jahre 1989 die Handelsbank mit der Deutschen Bank fusionierte, machte sich das auch an der Werbung an 14 bemerkbar. Ab März 1989 gab es zunächst kleine Zusatzaufkleber auf der bisherigen Werbefläche, ab Juni 1989 erfolgte dann eine komplette Neugestaltung der Bandwerbung für die Deutsche Bank Lübeck.

Im November 1990 wurde auch der Wagen 14 in das neue Farbdesign der LVG in roter Farbgebung mit einbezogen. Hierbei verlor er seine Werbung. Erst im Januar 1993 erhielt er eine neue Werbung, wiederum für die Deutsche Bank.

In diesem Aussehen war 14 dann noch sein letztes Jahr bis zur Ausmusterung bei der LVG unterwegs. Ab dem Frühjahr 1994 wurde der Wagen nur noch selten im Liniendienst eingesetzt, da die meisten Aufgaben nun von den neueren Wagen der Serien SD 202 übernommen wurden. Im Juni 1994 erfolgte dann die Ausmusterung des Wagens und der unmittelbare Verkauf an den Busliebhaber Carsten Lau in Berlin. Somit war der Erhalt des Busses schon einmal gesichert. Die Abmeldung des Lübecker Kennzeichens geschah dann nach einigen Foto-Probefahrten in Berlin am 1.Juli 1994. Schnell entschieden sich auch einige weitere Busliebhaber in Berlin, den Wagen als zusätzlichen Museumsbus wieder in den Originalzustand der 1980er Jahre zurückzuversetzen. Dazu erfolgte eine Aufarbeitung des Busses in Sokolov (Tschechien) im Frühjahr bis Herbst 1995.

Nach der Rückkehr des Busses nach Berlin im Oktober 1995 stellte sich aber leider heraus, dass im Rahmen der Aufarbeitung dort ein falscher (zu heller) Lack verwendet wurde. Also wurde der Wagen am 1. Dezember 1995 auf das neue Kennzeichen B-J 5225 wieder zugelassen und kurzerhand zur bekannten Firma Reklame-Lehmann nach Lübeck gebracht, um den Bus mit dem für eine Zurückversetzung in den Auslieferungszustand richtigen Farbton neu zu lackieren. Hierbei erhielt 14 auch wieder die typische LVG-Eigenwerbung „Von Lübeck an die Ostsee“.

Im September 1996 ging der Wagen sogar nochmals auf große Fahrt. Für eine Werbeveranstaltung der Firma Siemens-Nixdorf in Kattowitz (Polen) pendelte er mehrere Tage als Messezubringer zwischen dem dortigen Hauptbahnhof und Messegelände. Dafür erhielt er eine extra Beklebung der Werbefläche und des Zierstreifens.

Ab 2. Mai 1997 erfolgte die Zulassung des Wagens auf die Firma Pokra/Berlin City-Tour mit dem neuen Kennzeichen B-AR 4335. Der Wagen wurde hierbei für Sonderfahrten und als Schulbus eingesetzt. Von Mai 1999 bis Juni 2000 erfolgte wieder ein neues Betätigungsfeld. LVG 14 wurde an den Reisedienst „Der Tempelhofer“ vermietet, der ihn für Stadtrundfahrten ab U-Bahnhof Kurfürstendamm einsetzte.

Ab September 2000 gab es dann wieder den Schulbuseinsatz über die Firma Pokra/Berlin-City-Tour. Seit dem 5. April 2006 gibt es nun die letzte Etappe der wechselvollen Geschichte des Busses mit einer Neuzulassung auf B-VU 114 für Traditionsbus Berlin. Seitdem stand Wagen 14 im ständigen Einsatz für Sonderfahrten aller Art in Berlin, vereinzelt auch in Lübeck. Gelegentlich konnte man ihn auch im Linieneinsatz auf der BVG Buslinie 218 erleben. Korrosionsschäden erzwangen die Abstellung des Wagens im Jahr 2011, bis eine fällige Sanierung durchgeführt werden kann.

Text: Michael Müller