MAN SD 83 bei der BVG
(MAN SD 200)

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Technische Daten SD 200

Entgegen der in den Vorjahren üblichen Stückzahl von 70 neuen Doppeldeckern wurden im Jahr 1983 mit den Wagen 3233 - 3321 insgesamt 89 Busse der Bauart SD 200 von der BVG geordert und vom Berliner Aufbauhersteller Waggon Union karossiert.

Als Kuriosum wurden diese Busse innerhalb der Fahrzeugserie mit unterschiedlichen Fahrzielanzeige-Systemen versehen: Die Wagen 3233 - 3271 wurden mit der erstmals bei der Vorserie SD 82 verwendeten ANNAX-Fahrzielanzeige ausgestattet, bei der die Liniennummer und das Fahrziel aus einzeln angesteuerten und auf einer Seite mit Kontrastfarbe bedruckten Würfeln gebildet wird. Zur besseren Erkennbarkeit des Fahrziels wurden die Wagen 3233 - 3250 werkseitig mit einer ANNAX-Anzeige mit gelber Kontrastfarbe ausgestattet, während die Wagen 3251 - 3271 über eine Anzeige mit weißer Kontrastfarbe verfügten. Der Vorteil dieser Anzeigetechnik liegt in der Möglichkeit, sämtliche Fahrziele des Berliner Liniennetzes abbilden zu können, womit diese Busse weitaus flexibler einsetzbar waren als die mit einer Rollbandanzeige.

Dagegen boten die mit einer automatischen Rollbandanzeige der Firma Brose ausgestatteten Wagen 3272 - 3321 den Vorteil, Fahrziele auch farbig unterlegt und somit besser erkennbar abbilden zu können; dies allerdings zum Preis der Beschränkung auf das Einzugsgebiet des jeweiligen Betriebshofes. Trotzdem brachte die bei den Wagen 3272 - 3321 vorhandene »alte« Zielanzeigetechnik Erleichterungen für das Fahrpersonal mit sich, da sich das gewünschte Fahrziel und die gewünschte Liniennummer nach Vorwahl über ein Zählwerk und anschließendes Betätigen eines Startknopfes automatisch einstellte.
Bei den bis 1981 verwendeten Brose-Anzeigen wurde die Liniennummer durch Drehen einer Handkurbel und das Fahrziel durch wiederholtes Drücken eines »Auf«- oder »Ab«-Knopfes eingestellt. Trotz des größeren Bedienkomforts der automatischen Brose-Zielanzeigen war dies die letzte BVG-Doppeldeckerserie, die mit einer Rollbandanzeige ausgestattet wurde.

Gegenüber der Vorserie wurden die Fahrzeuge des Lieferjahres 1983 nur geringfügig geändert. Durch die Ausstattung dieser Busse mit weiteren Lautsprechern, die im Ober- und Unterdeck gleichmäßig verteilt in die Decke eingelassen wurden, konnte die Verständlichkeit von Durchsagen wesentlich verbessert werden. Bis zum Jahr 1982 verfügten SD 200 nur über insgesamt vier Lautsprecher, zwei an der Abgangstreppe im Oberdeck (einander entgegengesetzt an einer Haltestange angebracht) und zwei weitere im Unterdeck (einer oberhalb der Quersitzbank im Einstiegsbereich und einer an der Rückwand der Abgangstreppe).

Die zuletzt mit brauner Farbe getünchte Seitenverkleidung des Innenraums wurde nun mit Kirschbaumholz-Imitat versehen, welches im Erscheinungsbild wieder stärker an das Muster der bis 1980 als Innenverkleidung verwendeten Holzpressplatten der Firma HORNITEX erinnerte. Gleichzeitig waren die an den Sitzgestellen angebrachten Haltegriffe - die bei den SD 81 und 82 noch hellgrau lackiert waren - nun in Anthrazit gehalten, die Sitzgestelle selbst nun dunkelbraun statt hellbraun beschichtet. Als weiteres Detail waren die an den Türflügeln angebrachten Haltestangen nicht mehr senkrecht, sondern diagonal angebracht.

Aber auch das Fahrpersonal konnte von einer bei diesen Bussen verbesserten Ausstattung profitieren, waren doch alle Wagen nun mit einem luftgefederten Fahrersitz versehen.

Bei Auslieferung wurden die Busse den Betriebshöfen Lichterfelde (3233 - 3250), Cicerostraße (3251 - 3255 und 3307 - 3311), Spandau (3256 - 3261 und 3312 - 3316), Zehlendorf (3262 - 3266 und 3317 - 3321), Müllerstraße (3267 - 3276), Usedomer Straße (3277 - 3286), Britz (3287 - 3296) und Helmholtzstraße (3297 - 3306) zugewiesen. Zum Einsatz als Fahrschulbus wurden die Wagen 3270 - 3276 kurz nach Indienststellung mit einer Doppelbedienung versehen.

Fans der Musikrichtung »Neue Deutsche Welle« und Kinogängern jener Zeit dürfte der Wagen 3311 bekannt sein, der mit seiner markanten Totalwerbung für »Bols-Liköre« im Film »Drei gegen Drei« der Musikgruppe »Trio« eine Nebenrolle spielte.

Als erstem SD 83 wurde dem Wagen 3313 die Fahrzeugaufarbeitung zuteil, der im Dezember 1988 nach erfolgter Großreparatur in den Liniendienst zurückkehrte. Mit Wagen 3294 konnte genau zwei Jahre später die Aufarbeitung des letzten SD 83 abgeschlossen werden.

Aufgrund eines schweren Verkehrsunfalls schied im September 1993 mit Wagen 3253 der erste SD 83 aus dem BVG-Bestand aus. Die zustandbedingte Ausmusterung dieser Serie begann im Sommer 1995 mit dem Wagen 3315 und erreichte mit der Abstellung von insgesamt 34 Bussen im Herbst 1997 ihren Höhepunkt. Wiederum war es der Wagen 3294, der ein Kapitel Fahrzeuggeschichte »SD 83« schrieb: Als letzter SD 83 gelangte dieser Wagen am 11. März 2002 auf der Linie 177 in den morgendlichen Linieneinsatz, bis ein für nachmittags angesetzter TÜV-Termin die Abstellung des letzten mit einer Rollbandanzeige ausgestatteten Busses zur Folge hatte.

Zuletzt befanden sich mit den Wagen 3237 und 3306 noch zwei Fahrzeuge dieser Bauart im BVG-Bestand, die - zum Cabriolet umgebaut - in den Sommermonaten als Stadtrundfahrtbusse zum Einsatz kamen.

Text: Christian Neuhaus
Stand 18.4.2009

SD83

Der eigentlich schon abgestellte Wagen 3238 ist am 7. November 1997 für einen Schienenersatzverkehr nochmals kurzfristig reaktiviert worden. Der Fahrer des bereits seiner Zielanzeige, den BVG-Hoheitszeichen (heller Fleck oberhalb der Tankklappe) und seines Fahrscheindruckers beraubten Busses nimmt seine Pausenzeit an der Haltestelle Hansastraße Ecke Buschallee.

Foto: C. Neuhaus

SD83

Fahrzielanzeigen im Vergleich: Wagen 3241 war ein Vertreter der Fahrzeuge, die eine mit - mittlerweile etwas verblasster - gelber Kontrastfarbe gehaltenen ANNAX-Anzeige erhalten haben…

Foto: C. Neuhaus

SD83

…und zum Vergleich der am selben Ort aufgenommene Wagen 3258, der mit einer weißen ANNAX-Anzeige ausgestattet war.

Foto: C. Neuhaus

SD83

Werbung in eigener Sache machte der Wagen 3242 am 10. Mai 1996.

Foto: C. Neuhaus

SD83

Der auch als Fahrschulbus einsetzbare Wagen 3271 wartet am 30. Mai 1996 in der Kreuzberger Kochstraße auf seinen Einsatz im U-Bahnersatzverkehr für die Linie U6.

Foto: C. Neuhaus

SD83

Wagen 3272 war der numerisch erste Wagen der Serie SD 83, der mit einer vollautomatischen Broseband-Anzeige ausgestattet war. Anhand des Metallbügels hinter der Frontscheibe ist die Nutzungsmöglichkeit dieses Wagens auch als Fahrschulwagen erkennbar.
Zum Aufnahmezeitpunkt am 5. August 1997 war der Wagen für Schulungszwecke von seinem Heimatbetriebshof Müllerstraße aus an den Hof Spandau verliehen und mit den Zielbändern dieses Hofes versehen worden. Warum für die Schulungen immer wieder Fahrzeuge mit einer Rollbandanzeige ausgewählt wurden - bei denen der Tausch der Zielbänder den Ausbau mehrerer Sitzbänke im Oberdeck erforderte - und nicht auf die mit einer ANNAX-Anzeige ausgestatteten und somit freizügig einsetzbaren Wagen 3270 und 3271 zurückgegriffen wurde, wird wohl ewiges Geheimnis der beteiligten Betriebshöfe bleiben.

Foto: C. Neuhaus

SD83

Zu den Brose-Wagen gehörte Wagen 3289. Das Liniennummernfeld über dem dritten Seitenfenster wurde nie benutzt.

Foto: P. Kutschkau

SD83

Mit einem SD zur Pfaueninsel - das geht auch heute noch! Ein milder Frühlingstag lädt am 29. April 1984 zur Fahrt ins Blaue mit Wagen 3320 ein.

Foto: P. Kutschkau