Mercedes-Benz EN 06 (O 530, Citaro)
(Eindecker in Niederflurbauweise)
Im November 2006 wurde mit dem Wagen 1836 der erste BVG-Bus, der die Euro-IV-Abgasnorm einhält und dafür mit der so genannten AdBlue-Technik ausgestattet ist, als Vorserienfahrzeug von der BVG in Dienst gestellt worden. Ihm folgten weitere 80 Busse in ebenfalls zweitüriger Ausführung ab Dezember 2006. Die ebenfalls mit der AdBlue-Technik ausgestatteten und damit besonders schadstoffarmen Fahrzeuge haben die Wagennummern 1601 - 1680 erhalten und sind zunächst den Betriebshöfen Indira-Gandhi-Straße (1601 - 1633, 1636, 1640, 1643, 1649 - 1680 und 1836; 69 Fahrzeuge) und Spandau (1634, 1635, 1637 - 1639, 1641, 1642, 1644 - 1648; zwölf Fahrzeuge) zugewiesen worden, da anfangs nur diese Betriebshöfe über eine Betankungsmöglichkeit für Busse mit AdBlue-Technik verfügten, da hierbei eine verdünnte Harnstofflösung zugetankt wird, die als Reduktionsmittel für Stickoxide in einen eigenen Abgaskatalysator eingespritzt wird.
Mit Wagen 1676 gelangte der letzte der BVG-intern als EN 06 bezeichneten Busse ab Mitte Mai 2007 in den Liniendienst. Bereits am 2. Juli 2007 und somit lediglich 60 Tage nach dem Ersteinsatz schied als erstes Fahrzeug der Serie EN 06 der Wagen 1675 in Folge eines schweren Verkehrsunfalls aus dem Liniendienst aus. Aufgrund überhöhter Geschwindigkeit war an diesem Morgen ein mit flüssigem Klebstoff beladener Tanklastwagen auf den an der Endstelle am U-Bahnhof Schlesisches Tor stehenden Bus gekippt und hatte diesen über mehrere Meter mitgeschleift. Obwohl an dem neuwertigen Bus ein wirtschaftlicher Totalschaden entstand, ging der Unfall glücklicherweise glimpflich aus, da sich zum Unfallzeitpunkt keine Fahrgäste im Bus aufgehalten haben. Der Unfallbus ist später verkauft worden und gelangte nach einer Instandsetzung bei der Firma Schiwy in Hattingen/Ruhr zum Einsatz. Nach einem Kennzeichenverlust ist der Wagen 1648 im Herbst 2007 in 1681 umgekennzeichnet worden.
Zeitgleich zur Indienststellung der Wagen 1836 und 1601 - 1680 gelangte noch ein (für Berlin) besonderer Exot zur BVG: Mit der Wagennummer 1835 wurde seit November 2006 ein Bus in Low-Entry-Ausführung im Liniendienst erprobt. Low-Entry-Busse sind nur im vorderen Fahrzeugbereich bis zur Ausstiegstür niederflurig ausgeführt, womit der Vorteil der Niederflurtechnik bei der Beförderung mobilitätsgeschädigter Fahrgäste mit den Vorteilen der Verwendung günstigerer (nicht auf Niederflurbusse ausgelegter) Fahrzeugkomponenten im Heckbereich kombiniert werden kann. Wagen 1835 wurde bei der Indienststellung dem Betriebshof Indira-Gandhi-Straße zugewiesen und wird mittlerweile freizügig auf den durch diesen Betriebshof bedienten Linien eingesetzt. Die Erprobung dieses Wagens mündete in der Bestellung weiterer O 530 LE, die ab 2009 geliefert wurden.
Das vorab gelieferte Fahrzeug 1836 erhielt im Rahmen einer Bereinigung der Nummernkreise im Frühjahr 2014 die Wagennummer 1600, die ihn passend an den Beginn der Serienwagen stellt.
Die zustandsbedingte Ausmusterung der MB EN 06 begann im Frühjahr 2019, als nach der Indienststellung von 60 Eindeckern des Herstellers VDL und der beginnenden Auslieferung weiterer 50 Wagen vom Typ MB EN 18 auf den Einsatz der nun ältesten Eindecker bei der BVG zunehmend verzichtet werden konnte.
Als letztes Fahrzeug der Serie MB EN 06 schied im Mai 2021 der Wagen 1680 aus dem Liniendienst der BVG aus. Der Bus war zuvor zeitweise im Sondereinsatz und wurde im Januar und Februar 2021 als mobiler Aufenthaltsraum für das BVG-Personal am U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee eingesetzt. Mit diesem Einsatz sollte es den BVG-Mitarbeitern möglich gemacht werden, während der Corona-Krise ihre Pausenzeit überdacht und unter Einhaltung der Abstandsregeln zu verbringen.
Viele Fahrzeuge der Bauart MB EN 06 sind nach ihrer Ausmusterung von anderen Verkehrsbetrieben übernommen worden. So sind Busse dieser Serie nach ihrer BVG-Zeit im Bundesgebiet sowie in Polen, Griechenland oder der Ukraine in den Einsatz gelangt.
Text: Christian Neuhaus
Stand 25.8.2021