MAN DN (ND 202, Typ A14)
(Doppeldecker mit Niederflurtechnik)

zum Aufsatz über die Versuchsfahrgestelle A14-0001 bis A14-0003

Es liegen Aufsätze zu folgenden DN 95 vor:
3038   3045   

Veränderte gesetzliche Vorschriften bezüglich der Mindeststehplatzhöhe im Unterdeck und der zunehmende Trend, auch mobilitätsbehinderten Fahrgästen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu ermöglichen, machten die Entwicklung einer neuen Doppeldecker-Baureihe erforderlich.

Unterdeck Wagen 3000
(c) MAN Nutzfahrzeuge AG
Oberdeck Wagen 3000
(c) MAN Nutzfahrzeuge AG
Wagen 3000 vor Auslieferung
(c) MAN Nutzfahrzeuge AG

Am 5. Mai 1995 stellte daher das mittlerweile unter ABB-Henschel firmierende Unternehmen mit Wagen 3000 (DN 95) den ersten Niederflurdoppeldecker für die BVG, einer auf einem weiterentwickelten Fahrgestell des Niederflureindeckers vom Typ A10 basierenden Neukonstruktion, der Öffentlichkeit vor. Dieser wurde zum Einsatz auf der repräsentativen Linie 100 dem Betriebshof Indira-Gandhi-Straße zugewiesen.

Im März 1995 gab MAN eine Pressemitteilung zu dem neuen Fahrzeugtyp heraus. (PDF, 1.5 MB)

Vorstellung in der Hertzallee Los geht's: die Abhnbrücke an der Hertzallee Prototypen unter sich: zufällig begegnen sich 3502 und 3000. Heute nicht mehr ohne weiteres wiederzuerkennen: der Pariser Platz
Impressionen von der Vorstellung des Prototyps, Wagen 3000, am 5. Mai 1995

Neben einem dritten Türpaar liegen die auffälligsten Unterschiede dieser als DN bezeichneten Serie gegenüber älteren Bauarten in einer geänderten Frontpartie und einer nun wieder in das Fahrzeugheck versetzten Abgangstreppe vom Oberdeck. Zur Erfüllung gesetzlicher Vorschriften wurden in das Fahrzeugdach zwei Fenster als Notausstiege eingelassen. Neu ist auch das Konzept der Recyclingfähigkeit dieser Busse, wobei der Fahrzeugaufbau zur besseren Wiederverwertung unter Verwendung von Aluminium-Profilen größtenteils verschraubt statt verschweißt wurde.

Kurzerhand entfernte man das BVG-Logo auf der Eigenwerbung und ersetzte es gegen eins der LVG. Voilà! Bei 4.06m ist Schluß: während 3000 das Burgtor in Lübeck passieren konnte, hätten die Serienwagen hier keine Chance gehabt. Bei der Erprobung im Linieneinsatz sah der Bus auch die Ostsee. Zurück in Berlin: finde die 100 Unterschiede!
Der Wagen 3000 wurde auch bei der LVG in Lübeck erprobt

Anlässlich einer Neuordnung des Lübeck-Travemünder Liniennetzes zum 28. Mai 1995 bestand bei der LVG ein erhöhter Doppeldeckerbedarf, weshalb neben wechselnden Fahrzeugen der Bauart SD 202 auch der Wagen 3000 vom Frühjahr 1996 für die Dauer eines Jahres nach Travemünde vermietet wurde. Im Zuge einer geplanten Neuanschaffung von Doppeldeckbussen für die LVG konnten so gleichzeitig Erfahrungen mit dem Fahrzeugtyp gesammelt werden. Entsprechend dem dortigen Farbkonzept war auch der Wagen 3000 bei der LVG zuletzt mit einer rot lackierten Frontpartie im Einsatz.

Bereits wenige Monate nach Indienststellung des Wagens 3000 wurden ab Dezember 1995 mit den Wagen 3001 - 3086 die entsprechenden Serienfahrzeuge dieser Bauart an die BVG ausgeliefert und zunächst auf den Betriebshöfen Cicerostraße (3001 - 3015 und 3048 - 3059), Indira-Gandhi-Straße (3016 - 3025 und 3060 - 3068), Spandau (3026 - 3037 und 3069 - 3077) und Britz (3038 - 3047 und 3078 - 3086) stationiert. Diese Wagen sind mit 4,12 Metern Fahrzeughöhe 6 cm höher als der Prototyp der Serie und wurden im Bereich der Abgangstreppe leicht umgestaltet. Ist der untere Bereich der bei Wagen 3000 noch eher freistehenden Abgangstreppe durch die Seitenscheiben von außen einsehbar, wurde dieser bei den Serienfahrzeugen nun komplett verblecht. Aufgrund der Fahrzeughöhe kommen die Busse nur auf dafür freigegebenen Linien zum Einsatz.

Vorstellung in der Hertzallee Los geht's: die Abhnbrücke an der Hertzallee Prototypen unter sich: zufällig begegnen sich 3502 und 3000. Heute nicht mehr ohne weiteres wiederzuerkennen: der Pariser Platz
Die Serienwagen kamen im Dezember 1995 ins Rollen

Wie auch Wagen 3000 wurden alle Serien-Fahrzeuge werkseitig mit einem Hublift im Einstiegbereich und einer ausfahrbaren Rampe an der Mitteltür versehen. Im Laufe der Einsatzzeit erwies sich der Hublift jedoch als recht störanfällig, weshalb die DN 95 sukzessive im Einstiegbereich mit Klapprampen versehen wurden.

Daneben wurden an einigen Bussen dieser Bauart noch weitere Änderungen vorgenommen:
So wurden im Herbst 1999 zur Erfassung der Fahrzeugauslastung die zu diesem Zeitpunkt auf den Betriebshöfen Britz und Cicerostraße beheimateten Wagen 3007 - 3013, 3015 - 3017 und 3083 - 3086 mit einer optischen Zähleinrichtung versehen; die Wagen 3070, 3071, 3073, 3075 - 3077 erhielten ab Februar 2002 eine Flüssigkristall-Fahrzielanzeige der Firma Adtranz.

Um das Fahrpersonal wirksamer vor Übergriffen zu schützen, wurde der Fahrerplatz in Wagen 3034 im April 1997 mittels Plexiglasscheiben komplett vom Fahrgastraum abgetrennt. Da sich diese Scheiben speziell in den Abendstunden jedoch als nicht blendfrei erwiesen, wurden sie bereits wenige Tage später wieder ausgebaut.

Aufgrund einer fehlerhaften Oberflächenbehandlung des Herstellers bei der Fertigung der Neufahrzeuge zeigten einige DN 95 bereits nach wenigen Einsatzjahren erste gravierende Korrosions- und Lackschäden an der Aussenbeblechung, weshalb alle 87 Busse auf Kosten des Herstellers neu lackiert und versiegelt wurden. Als erster Bus gelangte im Dezember 2000 der Wagen 3056 in diese Aufarbeitung, den Abschluss bildete im September 2002 der Wagen 3049.

Durch einen Motorbrand im Oktober 2002 wurde der Wagen 3085 derart schwer beschädigt, dass der Bus im Januar des Folgejahres amtlich abgemeldet und anschließend verschrottet wurde.

In Folge eines Kennzeichenverlustes ist der Wagen 3057 im Juni 2005 in 3087 umgezeichnet worden; im Januar 2008 wurde Wagen 3049 aus demselben Grund in 3088 geändert.

Erst spät kamen die DN auch auf den 48er. Am 2. Juni 2006 hat 3008 nur noch wenige Meter bis zur südlichen Endhaltestelle in der Busseallee in Zehlendorf vor sich. Mit der DN-typischen Seitenneigung nimmt 3083 rasant die 180°-Kurve zur richtigen Haltestelle am Bahnhof Südkreuz. Keine Doppeldecker-Bauart ist besser für Heckwerbung als die DN: kein Fenster im Unterdeck, keine störenden Gummileisten oder Lüftungsgitter stören die Reklamefolie. Auf Landpartie in Alt-Gatow ist 3001. Nett hier - aber waren Sie schon mal in Tegel-Süd? 3021 wird es gleich herausfinden. Erst als sie von den Ku-Damm-Linien verdrängt wurde, gelangten die DN im Norden Berlins zum Einsatz.

Eindrücke aus den letzten Betriebsjahren

Anders als die Vorgängerbaureihen gelangten die DN nie in den Genuß einer Großreparatur oder Sanierung. Da ohnehin der kompletter Ersatz der SD 202 durch die Dreiachs-Doppeldeckbusse seit dem Jahr 2005 betrieben wurde, fiel auch die Entscheidung, sich von den alternden DN zu trennen. So schied im Zuge der Indienststellung weiterer Neubaudoppeldecker der Großteil der DN-Flotte im Laufe des Jahres 2009 aus dem Betriebsbestand aus.

Die letzten zehn Wagen waren auf den Betriebshöfen Müllerstraße (Wagen 3005, 3023, 3032, 3033 und 3050), Spandau (Wagen 3036, 3045, 3069 und 3088 [ex 3049]) und Britz (Wagen 3074) stationiert. Am 12. Februar 2010 beendete der Wagen 3074 die BVG-Einsatzgeschichte seiner Art, als er nach der Frühspitze auf der Linie 181 zum Betriebshof zurückkehrte.

Text: C. Neuhaus
Stand Februar 2010

zuletzt aktualisiert 8.6.2010 | Ulf Bergmann