Büssing DE 71 und DE 72

Die Indienststellung der Serie DE 71 begann am 16. August 1971 mit der polizeilichen Anmeldung der Wagen 2364 - 2366 und endete am 31. Januar 1972 mit Zulassung des Wagens 2397; die Inbetriebnahme der Fahrzeuge des Typs DE 72 schloß sich ab dem 8. März 1972 mit den Wagen 2334 und 2335 an und endete am 30. Mai 1973 mit der Zulassung des Wagens 2445.

Beide Serien wurden nummernmäßig zusammengefaßt, obwohl sie sich voneinander unterschieden, so zum Beispiel in der Anordnung der Fahrgastsitze. Insgesamt umfaßte die Serie DE 71 62 Fahrzeuge und die Serie DE 72 80 Fahrzeuge mit den Wagennummern 2304 bis 2445, die von den Firmen Orenstein & Koppel (O&K) und Gaubschat karossiert worden sind. War ursprünglich noch geplant, daß die Wagen 2304 - 2363 von Gaubschat und die Wagen 2364 - 2445 von O&K gebaut werden sollten - der Auftrag für Gaubschat umfaßte 27 Wagen des Typs DE 71 (2304 - 2330) und 33 Wagen des Typs DE 72 (2331 - 2363), der für O&K 35 Wagen vom Typ DE 71 (2364 - 2398) und 47 Wagen vom Typ DE 72 (2399 - 2445) -, wurden tatsächlich von O&K nur die 35 Wagen vom Typ DE 71 gebaut, während die übrigen 47 Fahrzeuge des Typs DE 72 auch von der Firma Gaubschat gefertigt worden sind. Diese Abweichungen bei der Fahrzeugkarosserierung werden in der nachfolgenden Übersicht nochmals gegenübergestellt:

Wagennummern

Typ

ursprünglich vorgesehener Aufbauhersteller

tatsächliche Fertigung des Aufbaus durch Firma

2304 - 2330

DE 71

Gaubschat

Gaubschat

2331 - 2363

DE 72

Gaubschat

Gaubschat

2364 - 2398

DE 71

Orenstein & Koppel

Orenstein & Koppel

2399 - 2445

DE 72

Orenstein & Koppel

Gaubschat


Nachdem sich der probeweise Einbau einer Standheizung in Wagen 2336 (DE 72) bewährt hatte, wurden alle Fahrzeuge der Serie DE 71 und DE 72 mit dieser Technik versehen. Die so ausgerüsteten Fahrzeuge waren äußerlich an einem kleinen Lüftungsgitter an der Stirnseite (wo sich bislang das BVG-Wappen befand) erkennbar. Außerdem verfügten sie an der Fahrerkabine links unten über eine von außen zugängliche Wartungsklappe. Bereits ausgelieferte Fahrzeuge wurden in der BVG-Hauptwerkstatt nachgerüstet, während die noch im Bau befindlichen Wagen durch die Hersteller entsprechend nachträglich umgebaut worden sind. Dies erklärt den ungewöhnlich langen Zeitraum zwischen Lackierung und polizeilicher Anmeldung dieser Busse ab dem Wagen 2426.

Bei etlichen Fahrzeugen beider Serien wurde im Rahmen der Großreparatur die bisherige Beleuchtung mittels Glühlampen durch eine solche mit Leuchtstoffröhren ersetzt und das bereits bei einigen Fahrzeugen der Serien DE 68 und DE 70 erprobte Oberdeck-Spiegelsystem eingebaut.


Spezielles Serie DE 71

Die Abweichungen gegenüber der Vorserie DE 70 waren bei den Wagen der Serie DE 71 gering. So besaßen die Fahrzeuge des Typs DE 71 eine Auspuffzusatzheizung (um das Auspuffrohr war eine Heizschlange zur schnelleren Erwärmung des Kühlwassers gewickelt, damit die Fahrzeuge im Winter schneller geheizt werden konnten), eine Scheibenwaschanlage sowie eine magnetische Klappschrankenarretierung an der Mitteltür, die bei gezogener Haltestellenbremse und manueller Türbetätigung durch den Fahrer aktiviert werden konnte. Diese Arretierung erleichterte vor allem Fahrgästen mit sperrigem Gepäck oder Kinderwagen den Zustieg in den Bus durch die mittlere Ausstiegtür und das problemlose Erreichen des Kinderwagenstellplatzes.

An einigen Fahrzeugen vom Typ DE 71 wurden verschiedene Versuchsausführungen erprobt, die aber nicht in spätere Serien einflossen. Bei Wagen 2308 waren die üblicherweise in einem Braunton gehaltenen Innenverkleidungen und Anstriche hellgrau ausgeführt und das Lüftungsgitter auf der linken Fahrzeugseite war ebenso wie beim Wagen 2375 anfangs metallgrau gehalten, Wagen 2310 hingegen verfügte anfangs über ebenfalls grau gestrichene Radsterne; bei den Wagen 2367 - 2377 wurden engere Zifferntypen für die Wagennummer verwendet.

Die Wagen 2385 - 2387 wurden zu Fahrschulwagen umgebaut, außerdem die Wagen 2304 - 2325 und 2388 - 2398 nachträglich mit zwei Fahrscheinentwertern ausgerüstet.

Als Besonderheit sind auch noch die Wagen 2395 und 2396 zu nennen. Im Mai 1972 erhielt der Wagen 2395 als erstes Fahrzeug vom Typ DE überhaupt eine Poplackierung. Er warb dann bis September 1974 für Rasierklingen der Firma Gilette. Nach der Bemalung wurde er von der Firma gemietet und zwei Monate in der Bundesrepublik zur Werbung eingesetzt. In den Fahrgasteinsatz gelangte 2395 ab dem 7. August 1972, nachdem zuvor noch die Werbebemalung auf den Schilderkästen entfernt worden ist. Im Juli 1972 erhielt mit Wagen 2396 der zweite DE eine Poplackierung: Er warb bis zum Sommer 1978 für die Tageszeitung »Der Abend«. Von den insgesamt 60 Fahrzeugen der Bauart DE 71 hatten 13 Wagen eine Poplackierung.

Aber auch in spektakuläre Unfälle waren Fahrzeuge dieser Serie verwickelt, so rammte beispielsweise der Wagen 2378 am 26. Juni 1975 beim Einsatz auf der Linie 81 in der Steglitzer Bismarckstraße einen Baum und wurde dabei schwer beschädigt. Das Fahrzeug wurde bis Oktober 1975 wieder hergerichtet.

Die sukzessive Abstellung der DE 71 begann im April 1984. Bis zum Jahresende 1984 waren alle Busse bis auf den Wagen 2394 abgestellt; dieser folgte schließlich im September 1985.


Spezielles Serie DE 72

Stärkere Abweichungen zu den Vorgängerserien, besonders in der Sitzanordnung, zeigten die Wagen des Typs DE 72, wobei die einzelnen Lieferungen unter sich wieder einige Unterschiede aufwiesen. Mit der veränderten Platzanordnung bei den Fahrzeugen der Bauart DE 72 wollte man vor allem eine größere Stellfläche für Gepäck und Kinderwagen gewinnen. Die Stellfläche befand sich bei diesen Wagen nun genau gegenüber der Mitteltür, die nur noch teilumkleidete Treppe zum Oberdeck wurde unter Wegfall einer Querbank um eine Fensterbreite nach vorne versetzt. Im rückwärtigen Wagenteil, daß heißt hinter der Treppe, entfielen die Längsbänke über den Radkästen, dafür wurde je eine Querbank mit Vorwärts- und Rückwärtssitzen wie bei den VÖV-Standardbussen eingebaut. Die Zahl der Sitzplätze erhöhte sich im Unterdeck von 37 auf 38. Im Oberdeck ergaben sich durch die verlegte Treppe ebenfalls Veränderungen. Die Wagen des Typs DE 72 waren nun für insgesamt 99 Fahrgäste (DE 71: 98 Fahrgäste) zugelassen.

Äußerlich ist die veränderte Raumaufteilung an dem gemeinsam mit der Treppe um eine Fensterbreite nach vorne verschobenen Lüftungsgitter zu erkennen. Wegen der versetzten Treppe mußten die beiden bisher hinter einer Klappe auf der linken Wagenseite verborgenen Batterien in zwei voneinander getrennten Batteriekästen untergebracht werden. Die zweite Serie der Bauart DE 72 (2399 - 2445) unterscheidet sich von der ersten (2331 - 2363) daneben durch die Anordnung und Form des polizeilichen Kennzeichens am Heck. Das neue Kennzeichen hatte die längliche schmale Form, war nicht mehr unter Glas, wurde von je einer rechts und links angebrachten Lampe beleuchtet und schloß in der Mitte des Hecks fast mit der Wagenunterkante ab. Diese Anbringung des Kennzeichens wurde bereits seit April 1972 am Wagen 2339 erprobt, denn die bisherige Anordnung hinter der Glasabdeckung verschmutzte trotz allem, war zudem schwer zu reinigen und es setzte sich Feuchtigkeit fest.

Die Wagen 2421 - 2445 und der Wagen 2331 (als Probewagen) sind mit je zwei Fahrscheinentwertern ausgerüstet worden.

Insgesamt 23 der 80 Fahrzeuge hatten ein Poplackierung, einige Wagen sogar während der gesamten Einsatzzeit.

Im Juni 1981 wurde mit dem Wagen 2345 das erste Fahrzeug der Serie DE 72 nach einem Unfall abgestellt und verschrottet. Die planmäßige Abstellung begann im Juli 1984 und zog sich bis zum Dezember 1986 hin, als mit dem Wagen 2438 das letzte Fahrzeug dieser Serie abgestellt worden ist. Insgesamt 15 Fahrzeuge, die bereits im September und Oktober 1985 abgestellt worden sind, gelangten zum 1. Dezember 1985 als SMOG-Reserve noch einmal in den Einsatz, um dann ab Februar 1986 endgültig ausgemustert zu werden.

Text: Christian Winck