Büssing DE/DES 68

Um die aus den Jahren 1952 - 1955 stammenden Fahrzeuge der Bauart D2U ersetzen zu können, bestellte die BVG Anfang 1968 zweihundert Einmann-Doppeldecker, welche die Wagennummern 2001 - 2200 erhielten. Deren Indienststellung begann mit der Zulassung des Wagens 2001 am 14. Mai 1968, noch mitten in der Lieferung der Vorgängerserie DE 67. Die Bodengruppen und Motoren wurden von der Firma Büssing geliefert, während die Aufbauten von den Firmen Orenstein & Koppel (2001 – 2100), Gaubschat (2151 – 2200) und Waggon Union (2101 – 2150) gefertigt wurden.

Da sich die Zeit der Schaffnerwagen langsam dem Ende näherte, war diese Serie wie keine andere Doppeldeckerserie im Laufe der Einsatzzeit zahlreichen Veränderungen unterworfen.

Nachträglich eingebauter Schaffnersitz in Wagen 2100, Foto vom April 1976, Sammlung Putzke

Zuerst wurden im Februar 1970 die Wagen 2001 - 2015 im Einstiegsbereich hinter dem Fahrerplatz mit einer Wechselkasse versehen, damit man diese Wagen auch auf der Schaffnerlinie 12 (Wedding, Bernauer Str. – Frohnau, Hainbuchenstr.) einsetzen konnte. Da man mit dem Einsatz derart umgerüsteter Fahrzeuge gute Erfahrungen gesammelt hatte, wurden im August 1970 auch die Wagen 2071 - 2073 entsprechend angepasst.

Ab 1. Mai 1973 wurden diese Wagen auch auf der damaligen Linie 14E (Verstärkerwagen der Linie 14, heute 124) eingesetzt. Da zu diesem Zeitpunkt der Bestand an zu Schaffnerwagen umgerüsteten Fahrzeugen der Bauart DE nicht ausreichte, wurden neben den bisher umgerüsteten Doppeldeckern noch die Wagen 2042, 2047, 2066, 2067, 2070 und 2100 umgebaut. Bis Mitte 1975 standen ferner als sogenannte Notschaffnerwagen die bisher noch nicht umgerüsteten Busse des Nummernbereichs 2001 - 2159 zur Verfügung. Diese Busse konnten durch einfaches Umstecken des Zahltisches in eine eigens dafür im Bereich der Querbank hinter dem Fahrerplatz angebrachte Halterung mit wenigen Handgriffen zum Schaffnerwagen umgerüstet werden.

Als sich Mitte der Siebzigerjahre immer stärker das Ende der Schaffnerwagen der Bauart D2U und DF abzeichnete und diese durch Ausmusterung nicht mehr für die noch verbliebenen Schaffnerlinien zur Verfügung standen, entschied sich die BVG, einen Teil der Serie DE 68 zu »echten« Schaffnerwagen umzubauen. Diese Wagen wurden mit einem festen Schaffnerplatz versehen, wodurch dem Schaffner mehr Sitzkomfort geboten werden konnte als bei den Notschaffnerwagen. Man nahm zwei Sitzbankreihen hinter der linken Quersitzbank heraus und baute eine Kasse sowie den Schaffnerplatz in Längsrichtung ein. Die ersten zur Serie DES 68 (Doppeldeckbus für Einmannbetrieb mit zusätzlichem Schaffnerplatz, Baujahr 1968) umgebauten Wagen waren 2173 und 2174 im März 1976. Insgesamt wurden zu dieser Serie 135 Wagen umgebaut. Der Höchstbestand an zu Schaffnerwagen umgerüsteten Einmannwagen wurde im Sommer 1978 erreicht, nachdem die letzten klassischen Schaffnerwagen der Bauart D2U und DF ausgemustert worden waren. Diese Wagen waren zuletzt auf den Linien 48, 62, 73 und 75 eingesetzt.

Bis dahin waren die Serien D2U, DF und DES gemischt eingesetzt. Mit der Umstellung der letzten Schaffnerlinien auf Einmannbetrieb am 1. Mai 1981 wurden auch die DES-Wagen wieder zu der Serie DE 68 zurückgebaut.

Konstruktiv knüpften die Wagen an die Vorgängerserien DE 65 und DE 67 an, wobei die Fenster über bzw. gegenüber der Ausstiegstür sowie das Lüftungsgitter an der Treppe verbreitert wurden und der bisher breite Wandholm auf eine normale Breite verjüngt wurde. Es entfielen die erhabenen Zierstreifen unterhalb der oberen und unteren Fensterreihe. Diese waren jetzt nur noch aufgemalt und sind später im Rahmen der fälligen Großreparatur (GR) komplett entfernt worden.

Die Wagen 2040 - 2100 erhielten den U7D-Motor (Unterflur, 7 Liter Hubraum, Direkteinspritzung), während die anderen Wagen mit dem U7-Wirbelkammermotor bestückt waren. Statt des bisherigen 150 U2-Diwabus-Getriebes wurde das 502-2-Diwabus-Getriebe eingebaut. (siehe technische Daten)

Die Großreparatur begann im Sommer 1973 mit dem Wagen 2004 und endete im Herbst 1975 mit dem Wagen 2193.

Neben dem bereits geschilderten Umbau zu Schaffnerwagen und der Entfernung der Zierleisten zur Großreparatur, erhielten einige Wagen weitere Umbauten:

  • Mehrere Wagen (2093 - 2097, 2099 und ab Ende 1971 auch die Wagen 2192 - 2194) wurden ab Ende 1969 zu Fahrschulwagen umgebaut.
  • Im Herbst 1971 wurde in dem Wagen 2038 ein Spiegelsystem zur Beobachtung des Oberdecks eingebaut. In Serie wurde dies nach der GR komplett in die Serie DE 74 eingebaut, sowie teilweise in Wagen der Serien DE 70 - 73.
  • Im Frühjahr 1972 wurde im Wagen 2037 anstatt der Klappschranken eine automatische Lichtschranke erprobt. Diese wurde jedoch in keinen anderen DE-Wagen jemals eingebaut.
  • Einbau einer Dreiha-Zusatzheizung bei der Großreparatur. Diese Wagen waren fortan an einem Lüftungsgitter unterhalb der Frontfenster und dem nicht mehr vorhandenen BVG-Wappen erkennbar (außer Fahrschulwagen).

Die Wagen der Serie DE / DES 68 waren bis Ende April 1980 vollständig im Einsatz. Es gelangten dann sechs Wagen in die Betriebsreserve, wovon drei wieder in Betrieb genommen wurden. Die Ausmusterung der Serie war etwas unübersichtlich, da im Frühjahr 1981 durch die Umstellung der letzten Schaffnerlinie 62 auf Einmannbetrieb ein Großteil der DES-Wagen ausgemustert wurde und es durch eine verzögerte Auslieferung der SD-Wagen einen Wagenmangel an Doppeldeckern gab, weshalb bereits abgestellte Wagen, teilweise nach Rückbau vom Typ DES zum Typ DE, wieder in Betrieb genommen werden mussten.

Zum 30. September 1982 gab es nur noch die Fahrschulwagen 2093 - 2097, 2099, 2192 - 2194 und die Linienwagen 2131 und 2138. Am 30. Juni 1983 war es dann soweit: Mit der Abstellung des Fahrschulwagens 2095 war die gesamte Serie DE 68 ausgemustert.

Im Bestand der Traditionsbus-Berlin befanden sich bisher drei Wagen des Typs DE 68. Es handelt sich dabei um die Wagen 2003, 2100 und 2184, wobei lediglich eines der drei Fahrzeuge als Museumsbus aufbewahrt werden konnte. Während 2003 an einen Privatmann in Wilhelmshaven weitergegeben wurde und der Wagen 2184 zustandsbedingt lediglich als Ersatzteilspender fungierte und nach der Teileentnahme verschrottet wurde, repräsentiert 2100 das Zeitalter des DES und ist als Schaffnerwagen des öfteren auf der Linie 218 (Theodor-Heuss-Platz – Pfaueninsel über Havelchaussee) mit dem amtlichten Kennzeichen B-YG 210H zu erleben.

Text: Ralf Ziegenhirt
Stand: 18.01.2006