Wagen 2556
Büssing DE 74
Dieser Autobus wurde am 26. September 1974 zugelassen, die Generalreparatur war am 24. April 1980 beendet. Die Stillegung erfolge am 22. Juni 1987 auf dem Betriebshof Spandau, wo das Fahrzeug während seiner ganzen Einsatzzeit bei der BVG stationiert war. Eigenartigerweise wurde noch im April 1987, als die Abstellung bereits mehr oder weniger feststand, anläßlich einer Hauptuntersuchung die Bremsanlage vollständig überarbeitet.
Der Autobus warb während der Einsatzzeit bei der BVG für folgende Firmen:
ohne Werbung | September 1974 - November 1974 |
... ihr Tip im Lotto (1. Version) | Dezember 1974 - März 1980 |
ohne Werbung | März 1980 - September 1980 |
Anders Holzhandlung / Werzalit Fenster | September 1980 - Dezember 1983 |
Philips HiFi, Stereo, Video (3. Version) | Dezember 1983 - Oktober 1986 |
Goldstar TV, Video / Radio Rading (6. Version) | Oktober 1986 - April 1987 |
Tour de France (1. Version) | April 1987 - Juni 1987 |
Nach der Ausmusterung wurde der Bus auf dem ehemaligen Straßenbahnbetriebshof Charlottenburg in der Königin-Elisabeth-Straße abgestellt und fungierte noch für einige Wochen als Betriebsreserve. Zu einem erneuten Einsatz kam es jedoch nicht mehr.
Am 1. Oktober 1987 endete die Einsatzzeit von Autobussen des Typs DE. Zu diesem Zeitpunkt leisteten ihm mehrere Dutzend Fahrzeuge seines Typs in Charlottenburg Gesellschaft. Während der nächsten Monate verschwanden immer mehr Wagen in Richtung Schrottplatz oder wurden verkauft. Das sich bereits im Frühjahr 1989 einige »Verrückte«, die später Traditionsbus Berlin gründeten, für ein Fahrzeug des Typs DE interessierten, war damals noch nicht zu ahnen. Im Juli / August 1989 wurde der Autobus mit weiteren sieben Wagen (2550 - 2557) zum Verschrotten zur Firma Koch & Lange in Haselhorst abtransportiert. Zu diesem Zeitpunkt war eine Unternehmerin aus Düsseldorf brennend daran interessiert, ein weiteres Fahrzeug vom Typ DE zu erwerben, da sie bereits ein baugleiches Fahrzeug besaß. Der Wagen 2556 wurde daher von der BVG vom Schrottplatz wieder zurück in die Halle in Charlottenburg gebracht. Diese Interessentin rettete damit, ohne es zu wissen, den Bus vor der Verschrottung. Im September 1989 wurden seitens der Gründer der Traditionsbus Kaufabsichten zum Erwerb eines Busses der Bauart DE an die BVG herangetragen. Zu diesem Zeitpunkt war 2556 aber noch für die Interessentin aus Düsseldorf reserviert. Als sich diese Ende Oktober / Anfang November 1989 nicht mehr meldete, trat die Traditionsbus auf den Plan. Die BVG war natürlich froh, endlich einen Erwerber für den Wagen gefunden zu haben, weil dieser seit der Rückkehr von Koch & Lange mutterseelenallein in der großen Halle stand. Der Interessentin wurde nun eine Frist gesetzt, sich bei der BVG zu melden. Diese ließ sie jedoch verstreichen und am 8. Dezember 1989 wurde 2556 schließlich an die Traditionsbus verkauft. Man konnte natürlich nicht ahnen, welche Anstrengungen unternommen wurden, um den Kaufpreis von 5.000 DM aufzubringen.
Trotz allem blieb 2556 erst einmal stehen, da keiner der neuen Besitzern einen Führerschein für Autobusse besaß. Erst im August 1990 ging das Fahrzeug auf die erste längere Fahrt seit der Außerdienststellung bei der BVG, und in den folgenden Monaten wurden "Spaßfahrten" quer durch Berlin unternommen, wobei der Bus noch immer so aussah, wie er bei der BVG abgestellt worden war. Erst in einer kalten Januarnacht des Jahres 1992 wurde die Werbung, die noch immer für den Start der Tour de France im Jahre 1987 in Berlin warb, überklebt. Nun bewarb der Autobus für ein Jahr das 25jährige Jubiläum des Betriebshofes Spandau, weil dieses Fahrzeug dort schließlich zeitlebens stationiert war.
Von Januar 1993 bis Frühsommer 1994 war der Bus gelegentlich in Berlin und Potsdam nur mit einem gelben Band auf der Werbefläche unterwegs, d.h. die Werbung für den Betriebshof Spandau wurde teilweise entfernt. Dann entschlossen sich seine Besitzer, eine Eigenwerbung aufzubringen.
Die folgenden Jahre waren durch gelegentliche Einsätze seitens der Traditionsbus geprägt. Aufgrund der neuen Außenwerbung wurde er sehr häufig auf Veranstaltungen der BVG präsentiert, denn schließlich war er ein tolles Aushängeschild für den Verein. Im Januar 2000 mußte der Bus mit allen anderen Fahrzeugen der Traditionsbus schließlich die Halle in Charlottenburg verlassen, in der er die letzten 12 ½ Jahre - mit Ausnahme der Standzeit bei der Firma Koch & Lange - untergestellt war. Das war fast so lang, wie der Einsatz auf dem Betriebshof Spandau bei der BVG dauerte, und 2556 fand nun ein neues Obdach in unserer neuen Fahrzeughalle.
Leider konnte das Fahrzeug seit 1998 nicht mehr uneingeschränkt gefahren werden. Obwohl im April 1987 die Bremsanlage vollständig überarbeitet wurde, zeigten sich nun die Folgen der dreijährigen Abstellung von Juni 1987 bis August 1990. Die Bremse hatte sich schlichtweg kaputtgestanden. Im März 2001 begannen die Arbeiten zur Sanierung des Busses, nach deren Abschluß im Sommer 2002 der Bus nun wieder so aussieht, wie er 1974 die Werkshallen bzw. 1980 die Hauptwerkstatt verlassen hat.
Seit Sommer 2002 ist der Wagen auf das Kennzeichen B-Z 2556 zugelassen. Im Zuge der Einführung der Berliner Umweltzone im Innenstadtbereich (innerhalb des S-Bahnringes) erhielt unser Bus ein historisches Kennzeichen. Das Trio bestehend aus den Wagen 2437 und 1749 bildete das Rückgrat unseres Einsatzes auf der BVG-Linie 218, wobei sich mittlerweile der Einsatzschwerpunkt zu den SD 200 verschoben hat.
Text: Christian Winck