Wagen 2437
Büssing DE 72
Die Zulassung dieses Fahrzeugs erfolgte am 25. April 1973, am 14. Dezember 1978 war die turnusmäßige Großreparatur (GR) beendet und am 1. Oktober 1985 endete der Einsatz des Busses bei der BVG. Da in diesen zwölf Jahren der Betriebshof Cicerostraße die Heimat des Fahrzeugs war, lag der Einsatzschwerpunkt des Busses in dieser Zeit auf den Linien 4, 10, 19, 29, 50, 60, 65, 69, 74, 92 und 94. Als einer der wenigen Fahrzeuge der Serie DE 72 wurde im Rahmen der GR keine Oberdeckspiegelkonstruktion eingebaut, womit 2437 bis zur Ausmusterung bei der BVG das Erscheinungsbild des Auslieferungszustands repräsentierte.
2437 fuhr im Jahr 1993 für sechs Monate im Auftrag der Potsdamer Verkehrsbetriebe
im 1000. Geburtstagsjahr der Stadt auf der Ausflugs-und Stadtrundfahrtlinie A1.
Folgende Firmen warben für ihre Produkte an dem Bus:
ohne Werbung | 25.04.1973 – 01.05.1973 |
Tack Schuhe Popwerbung | 02.05.1973 – 10.11.1978 |
ohne Werbung | 11.11.1978 – 11.03.1979 |
Hasshoff Tapeten | 12.03.1979 – 29.05.1980 |
Hasshoff Tapeten | 04.06.1980 – 26.10.1981 |
Hasshoff Tapeten | 29.10.1981 – 18.08.1982 |
Höffner Möbelhaus Heckwerbung | 13.10.1982 – 14.04.1983 |
Toyota Motor Company Heckwerbung | 04.05.1983 – 22.08.1984 |
DEGEWO Wohnungsbaugesellschaft | 23.08.1984 – 26.09.1984 |
DEGEWO Wohnungsbaugesellschaft | 26.10.1984 – 05.03.1985 |
Bundesgartenschau Berlin 1985 | 14.04.1985 – 01.10.1985 |
Tief in den Siebzigern trug 2437 eine wirklich poppige Werbung
Nach der Außerdienststellung wurde der Wagen zunächst auf dem ehemaligen Straßenbahnbetriebshof Charlottenburg an der Königin-Elisabeth-Straße als Betriebsreserve vorgehalten, gelangte jedoch dort aber nicht noch einmal in den Fahrgastverkehr. Offensichtlich hatte die BVG keinen konkreten Verwendungszweck für den Bus mehr, stand er doch letztlich bis zum Mai 1988 ungenutzt in der Halle. Zwischenzeitlich wurden sogar die Frontscheiben ausgebaut, die aber vor dem Verkauf wieder ersetzt worden sind.
Dann fand sich doch ein Interessent für dieses Fahrzeug, denn noch im Mai 1988 wurde er an die Firma Zweischlingen-Express Busfahrten GmbH als Reisebus veräußert. Nach Berichten eines Fahrers dieser Firma wurden in den folgenden zwei Jahren über 150.000 km bei Fahrten quer durch Europa zurückgelegt. Diese Verwendung fand jedoch im April 1990 ein jähes Ende, als die Firma in Konkurs ging und das Fahrzeug als Bestandteil der Konkursmasse an die Bank für Sozialwirtschaft in Köln überging. Natürlich versuchte das Kreditinstitut den Bus zu verkaufen, was aber mißlang. Schließlich wurde der Wagen im Februar 1992 an die Firma Auto-Lenzen in Köln zum Verschrotten übergeben. Durch einen Zufall wurden Mitglieder der Traditionsbus-Berlin auf das Fahrzeug aufmerksam, das zu diesem Zeitpunkt noch immer eine Zulassung als Kraftomnibus besaß.
Nach kurzen Verhandlungen war man sich einig und der Kauf war perfekt. Anfang August 1992 machte sich eine »Abordnung« von Traditionsbus Berlin auf den Weg nach Lennestadt im Sauerland, wo an dem zwischenzeitlich bei der Fa. Travellin' House Tours unterstellten 2437 einige technische Arbeiten vorgenommen wurden, damit die Überführung nach Berlin erfolgen konnte. Am 8. August 1992 begann die Rückfahrt und nach einem Zwischenstop in Hameln erreichte der Bus am folgenden Tag Berlin, womit das Fahrzeug nach vier Jahren wieder in seine Heimatstadt zurückkehrte.
Ende 1992 begannen Verhandlungen mit den Potsdamer Verkehrsbetrieben über einen Einsatz von Wagen 2437 als Stadtrundfahrtbus im Rahmen des 1000-Jahre-Stadtjubiläums Potsdams im Jahre 1993. Die Verhandlungen waren schnell für beide Seiten zufriedenstellend gelöst, womit eine Aufarbeitung der Karosserie bei der Firma KIB in Berlin-Treptow in Auftrag gegeben werden konnte. Diese Arbeiten waren Anfang April 1993 beendet, so daß die erste Fahrt am 9. April des selben Jahres auf der Ausflugslinie A1 in Potsdam stattfinden konnte. Der Bus wurde dazu auf das Kennzeichen B-EN 2437 zugelassen. Somit konnte nach siebeneinhalb Jahren wieder eine Fahrt mit Fahrgästen stattfinden, wenn auch in Berlins Nachbarstadt. Der Verkehr auf dieser Linie endete vertragsgemäß am 10. Oktober 1993.
Die anschließenden Monate waren von Einsätzen im Gelegenheitsverkehr, vor allem in den Sommermonaten geprägt. Nachdem der Einsatz in Potsdam 1993 bei den dortigen Verkehrsbetrieben positiv in Erinnerung blieb, wurde im Sommer 1995 der Einsatz auf der Linie A1 vom 23. April bis 8. Oktober wiederholt. Zuvor mußten jedoch Arbeiten an der Technik - überwiegend am Motor - des Busses durchgeführt werden, da dieser Bereich des Busses bei Instandsetzungsarbeiten bislang wenig Beachtung fand. Das Vermietungsgeschäft mit diesem Bus lief in den folgenden Jahren mit achtenswertem Erfolg, bis sich Ende 1999 Schäden an der Technik und dem Aufbau zeigten, die einen weiteren Aufschub einer eingehenderen Aufarbeitung nicht mehr zuließen. In den ersten Monaten des Jahres 2000 wurden die nötigen Arbeiten in Eigenregie durchgeführt und Mitte April beendet.
Durch die Zusammenarbeit mit der BVG konnte erreicht werden, daß seit dem 20. April 2000 ein Museumsbus der Traditionsbus im planmäßigen Einsatz auf der Ausflugslinie A18 (heute 218) verkehrt. Da sich in der Vergangenheit der Wagen 2437 von allen als Kraftomnibus zugelassenen Bussen der Bauart DE als der zuverlässigste erwiesen hatte, gelangte überwiegend dieses Fahrzeug jahrelang auf der Linie 218 zum Einsatz. Der bislang einzig nennenswerte Vorfall im Zuge des Linieneinsatzes unserer Museumsbusse ereignete sich am 28. Mai 2001, als 2437 bei einem Unfall mit einem unachtsamen Autofahrer einen Frontschaden mit erheblichem Reparaturaufwand erlitt. Nach Beseitigung des Unfallschadens durch die Firma POKRA konnte der Wagen ab dem 26. Juli 2001 wieder auf der Linie 218 eingesetzt werden.
Ende 2002 wurde das Fahrzeug aus dem Linienverkehr abgezogen und zur Firma Manika in Güstrow überführt, wo Instandsetzungsarbeiten an der Karosserie und am Unterbau erfolgten. Diese Arbeiten wurden Mitte April 2003 abgeschlossen, die letzten Feinarbeiten wurden durch die Traditionsbus in Eigenleistung in Berlin durchgeführt. Ab Anfang Mai 2003 konnte der Bus wieder im Linienverkehr eingesetzt werden. Am 18. November 2003 erreichte der Wagen eine Gesamtlaufleistung von 1.000.000 km, davon knapp 200.000 km bei Einsätzen durch Traditionsbus seit 1992.
Im Laufe der Jahre erhielt der Bus auch bei der ATB verschiedene Bandwerbungen; seit 2009 trägt der Bus eine Werbung für Jägermeister, mit der der Wagen bis heute unterwegs ist.
Text: Christian Winck und Richard Meek