Wagen 2437

Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Farbenfrohe Doppeldecker warten auf dem Betriebshof Cicerostraße auf ihre nächste Einsätze. Als das Bild am 13. Mai 1973 entstand, war der Bus keine drei Wochen im Einsatz.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Die Phase, in der 2437 für ein Schuhhaus warb, ist unschwer an den Schlaghosen der abgebildeten Personen zu erkennen.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Diese bunte Zeit dokumentierte Bernhard Hoff am Oranienplatz am 23. Mai 1973.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Pause am Roseneck im Jahr 1975. Die mächtige Weide im Hintergrund bildete noch über 35 Jahre lang den Hintergrund für Fotos. Nächster Bus in der Reihe ist übrigens 2626, der ebenfalls in die Reihen der ATB gefunden hat.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Nach der Popwerbung trug 2437 ein unauffälliges Kleid, und das am Ende der 70er Jahre ausgerechnet für ein Tapetenstudio. Das Foto entstand am 13.7.1979 auf der Berliner Straße in Zehlendorf.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Drei Jahre später waren die schreiend bunten 70er endgültig vorbei, zumindest wechselte bei der Bandwerbung die Grundfarbe von rosarot nach grau. An einem Apriltag im Jahr 1982 hat 2437 die lange Fahrt geradeaus von Staaken zum Zoo fast geschafft, als der Fotograf ihn auf der Kantstraße antraf.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Im November 1982 rollte der Bus werbefrei durch Berlin.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Am Spandauer Ende der Linie 92 pausierte der Bus im Juni 1983.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Eine Veranstaltung, die eine große Präsenz in der Öffentlichkeit hatte, war die Bundesgartenschau, die im Jahr 1985 in Britz stattfand. Bereits ein Jahr zuvor wirbt 2437 für Häuser, die am Rande des Geländes gebaut wurden.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Dort gab es ein Jahr vor der BUGA einen Tag der offenen Tür. Der Bus ist im Vergleich zum vorherigen Bild an der anderen Endstelle der Buslinie 92 anzutreffen.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Nach dem Tag der offenen Tür wurde die Reklame geändert und der Verkauf der Häuser beworben.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Als Wagen der Linie 74 ist 2437 an einem Dezembertag im Jahr 1984 gerade in die Alboinstraße abgebogen auf dem Weg zum Lindenhof. Auf dem Grundstück im Hintergrund serviert der Clown heute Buletten im Brötchen.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Fünf Monate später war der Bus dann am Lindenhof eingetroffen und hat nunmehr eine Bandwerbung zur BUGA selbst erhalten.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Im Oktober 1985 war der Bus gerade abgestellt worden und harrt - seiner Kennzeichen beraubt - der Dinge, die da kommen. Erst zweieinhalb Jahre später sollte der Bus die Halle in Richtung Westdeutschland verlassen.
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Im Jahr 2005 erhielt 2437 eine Bandwerbung anläßlich des Jubiläums "100 Jahre Kraftomnibus" und präsentierte sich dem Fotografen auf dem Hof Z. Damals hatte die ATB einen Stellplatz auf dem BVG-Betriebshof Zehlendorf angemietet, von wo der Linieneinsatz auf dem 218er betrieben wurde. Foto: U. Bergmann
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
Die leere Umgebung lässt erahnen, dass das Ende der Anlagen bevorstand, denn keine BVG-Busse waren hier mehr stationiert. Ein Jahr später begann der Abriß der Hallen und der Bau eines Seniorenheims. Foto: U. Bergmann
Wagen 2437 (Büssing DE 72)
In seinem aktuellen Outfit fotografierte Jürgen Mühmelt den Wagen 2437 im Einsatz auf der Linie 218.

Büssing DE 72

Die Zulassung dieses Fahrzeugs erfolgte am 25. April 1973, am 14. Dezember 1978 war die turnusmäßige Großreparatur (GR) beendet und am 1. Oktober 1985 endete der Einsatz des Busses bei der BVG. Da in diesen zwölf Jahren der Betriebshof Cicerostraße die Heimat des Fahrzeugs war, lag der Einsatzschwerpunkt des Busses in dieser Zeit auf den Linien 4, 10, 19, 29, 50, 60, 65, 69, 74, 92 und 94. Als einer der wenigen Fahrzeuge der Serie DE 72 wurde im Rahmen der GR keine Oberdeckspiegelkonstruktion eingebaut, womit 2437 bis zur Ausmusterung bei der BVG das Erscheinungsbild des Auslieferungszustands repräsentierte.

2437 im Jahr 1993 im Auftrag der Potsdamer Verkehrsbetriebe
2437 fuhr im Jahr 1993 für sechs Monate im Auftrag der Potsdamer Verkehrsbetriebe
im 1000. Geburtstagsjahr der Stadt auf der Ausflugs-und Stadtrundfahrtlinie A1.

Folgende Firmen warben für ihre Produkte an dem Bus:

ohne Werbung 25.04.1973 – 01.05.1973
Tack Schuhe Popwerbung 02.05.1973 – 10.11.1978
ohne Werbung 11.11.1978 – 11.03.1979
Hasshoff Tapeten 12.03.1979 – 29.05.1980
Hasshoff Tapeten 04.06.1980 – 26.10.1981
Hasshoff Tapeten 29.10.1981 – 18.08.1982
Höffner Möbelhaus Heckwerbung 13.10.1982 – 14.04.1983
Toyota Motor Company Heckwerbung 04.05.1983 – 22.08.1984
DEGEWO Wohnungsbaugesellschaft 23.08.1984 – 26.09.1984
DEGEWO Wohnungsbaugesellschaft 26.10.1984 – 05.03.1985
Bundesgartenschau Berlin 1985 14.04.1985 – 01.10.1985

 

2437 mit Tack-Werbung
Tief in den Siebzigern trug 2437 eine wirklich poppige Werbung

Nach der Außerdienststellung wurde der Wagen zunächst auf dem ehemaligen Straßenbahnbetriebshof Charlottenburg an der Königin-Elisabeth-Straße als Betriebsreserve vorgehalten, gelangte jedoch dort aber nicht noch einmal in den Fahrgastverkehr. Offensichtlich hatte die BVG keinen konkreten Verwendungszweck für den Bus mehr, stand er doch letztlich bis zum Mai 1988 ungenutzt in der Halle. Zwischenzeitlich wurden sogar die Frontscheiben ausgebaut, die aber vor dem Verkauf wieder ersetzt worden sind.

Dann fand sich doch ein Interessent für dieses Fahrzeug, denn noch im Mai 1988 wurde er an die Firma Zweischlingen-Express Busfahrten GmbH als Reisebus veräußert. Nach Berichten eines Fahrers dieser Firma wurden in den folgenden zwei Jahren über 150.000 km bei Fahrten quer durch Europa zurückgelegt. Diese Verwendung fand jedoch im April 1990 ein jähes Ende, als die Firma in Konkurs ging und das Fahrzeug als Bestandteil der Konkursmasse an die Bank für Sozialwirtschaft in Köln überging. Natürlich versuchte das Kreditinstitut den Bus zu verkaufen, was aber mißlang. Schließlich wurde der Wagen im Februar 1992 an die Firma Auto-Lenzen in Köln zum Verschrotten übergeben. Durch einen Zufall wurden Mitglieder der Traditionsbus-Berlin auf das Fahrzeug aufmerksam, das zu diesem Zeitpunkt noch immer eine Zulassung als Kraftomnibus besaß.

Nach kurzen Verhandlungen war man sich einig und der Kauf war perfekt. Anfang August 1992 machte sich eine »Abordnung« von Traditionsbus Berlin auf den Weg nach Lennestadt im Sauerland, wo an dem zwischenzeitlich bei der Fa. Travellin' House Tours unterstellten 2437 einige technische Arbeiten vorgenommen wurden, damit die Überführung nach Berlin erfolgen konnte. Am 8. August 1992 begann die Rückfahrt und nach einem Zwischenstop in Hameln erreichte der Bus am folgenden Tag Berlin, womit das Fahrzeug nach vier Jahren wieder in seine Heimatstadt zurückkehrte.

Ende 1992 begannen Verhandlungen mit den Potsdamer Verkehrsbetrieben über einen Einsatz von Wagen 2437 als Stadtrundfahrtbus im Rahmen des 1000-Jahre-Stadtjubiläums Potsdams im Jahre 1993. Die Verhandlungen waren schnell für beide Seiten zufriedenstellend gelöst, womit eine Aufarbeitung der Karosserie bei der Firma KIB in Berlin-Treptow in Auftrag gegeben werden konnte. Diese Arbeiten waren Anfang April 1993 beendet, so daß die erste Fahrt am 9. April des selben Jahres auf der Ausflugslinie A1 in Potsdam stattfinden konnte. Der Bus wurde dazu auf das Kennzeichen B-EN 2437 zugelassen. Somit konnte nach siebeneinhalb Jahren wieder eine Fahrt mit Fahrgästen stattfinden, wenn auch in Berlins Nachbarstadt. Der Verkehr auf dieser Linie endete vertragsgemäß am 10. Oktober 1993.

Die anschließenden Monate waren von Einsätzen im Gelegenheitsverkehr, vor allem in den Sommermonaten geprägt. Nachdem der Einsatz in Potsdam 1993 bei den dortigen Verkehrsbetrieben positiv in Erinnerung blieb, wurde im Sommer 1995 der Einsatz auf der Linie A1 vom 23. April bis 8. Oktober wiederholt. Zuvor mußten jedoch Arbeiten an der Technik - überwiegend am Motor - des Busses durchgeführt werden, da dieser Bereich des Busses bei Instandsetzungsarbeiten bislang wenig Beachtung fand. Das Vermietungsgeschäft mit diesem Bus lief in den folgenden Jahren mit achtenswertem Erfolg, bis sich Ende 1999 Schäden an der Technik und dem Aufbau zeigten, die einen weiteren Aufschub einer eingehenderen Aufarbeitung nicht mehr zuließen. In den ersten Monaten des Jahres 2000 wurden die nötigen Arbeiten in Eigenregie durchgeführt und Mitte April beendet.

Durch die Zusammenarbeit mit der BVG konnte erreicht werden, daß seit dem 20. April 2000 ein Museumsbus der Traditionsbus im planmäßigen Einsatz auf der Ausflugslinie A18 (heute 218) verkehrt. Da sich in der Vergangenheit der Wagen 2437 von allen als Kraftomnibus zugelassenen Bussen der Bauart DE als der zuverlässigste erwiesen hatte, gelangte überwiegend dieses Fahrzeug jahrelang auf der Linie 218 zum Einsatz. Der bislang einzig nennenswerte Vorfall im Zuge des Linieneinsatzes unserer Museumsbusse ereignete sich am 28. Mai 2001, als 2437 bei einem Unfall mit einem unachtsamen Autofahrer einen Frontschaden mit erheblichem Reparaturaufwand erlitt. Nach Beseitigung des Unfallschadens durch die Firma POKRA konnte der Wagen ab dem 26. Juli 2001 wieder auf der Linie 218 eingesetzt werden.

Ende 2002 wurde das Fahrzeug aus dem Linienverkehr abgezogen und zur Firma Manika in Güstrow überführt, wo Instandsetzungsarbeiten an der Karosserie und am Unterbau erfolgten. Diese Arbeiten wurden Mitte April 2003 abgeschlossen, die letzten Feinarbeiten wurden durch die Traditionsbus in Eigenleistung in Berlin durchgeführt. Ab Anfang Mai 2003 konnte der Bus wieder im Linienverkehr eingesetzt werden. Am 18. November 2003 erreichte der Wagen eine Gesamtlaufleistung von 1.000.000 km, davon knapp 200.000 km bei Einsätzen durch Traditionsbus seit 1992.

Im Laufe der Jahre erhielt der Bus auch bei der ATB verschiedene Bandwerbungen; seit 2009 trägt der Bus eine Werbung für Jägermeister, mit der der Wagen bis heute unterwegs ist.

Text: Christian Winck und Richard Meek