Daimler-Benz E2H (O305) Es
liegen weitere Beschreibungen vor zu den einzelnen Serien der Daimler-Benz E2H: Es
liegen Beschreibungen vor zu folgenden Daimler Benz E2H-Fahrzeugen:
Im Laufe der Entwicklungszeit des Omnibusses bis 1966 wurden von den vier wichtigsten deutschen Omnibusherstellern Daimler Benz, Büssing, MAN und Magirus viele verschiedene Typen produziert, die – wollte man nicht typen- und herstellerrein fahren – eine sehr aufwendige und damit teure Ersatzteilhaltung für die Verkehrsunternehmen bedeuteten. Um eine gewisse Standardisierung unter den verschiedenen Baureihen der Hersteller zu erreichen, bildete der Verband öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV, heute Verband deutscher Verkehrsbetriebe VDV) unter der Federführung der Hamburger Hochbahn AG (HHA) den »Arbeitskreis Standard-Linienbus«. Ziele waren die preisgünstigere Großserienfertigung, rationellere Wartung, ein Standard-Arbeitsplatz für den Fahrer und die bereits erwähnte vereinfachte Ersatzteilhaltung. Die Einstiegs- und Fußbodenhöhe wurden genau so festgelegt wie Länge, Breite und Höhe des Aufbaus, die Größe und der Abstand der Verglasung untereinander sowie der Sitzabstand und die Anordnung der Sitze. 1967 wurden bereits die ersten Prototypen von Daimler Benz (O305), Magirus (150 S 11 N) und Büssing (Präfekt 13 VÖV) vorgestellt, denen 1968 die leicht überarbeiteten Serienfahrzeuge folgten (Büssing änderte die Bezeichnung noch auf Präfekt 13 Standard). MAN stellte seinen Prototyp erst auf der IAA 1969 vor, bemerkenswerter Weise in zwei Ausführungen: mit der »neuen« horizontal gebogenen VÖV-Standard-Frontscheibe und mit der Front des Standard-Überlandbusses (StÜLB) mit herkömmlichen Frontscheiben. Der Serienanlauf begann bald darauf mit dem Typ 750 HO-SL mit der VÖV-üblichen Stadtfront, die Überland-Front war ab 1972 lieferbar. Bereits 1971 zeichnete sich eine Übernahme der Firma Büssing durch MAN ab, was sich schon im selben Jahr durch stückweise Übernahme der MAN-Karosserie für Büssing-Fahrzeuge zeigte.
Obwohl Daimler Benz den Berliner Verkehrsbetrieben bereits 1971 ein Probefahrzeug vom Typ O305 zur Verfügung gestellt hatte, wurden in den folgenden Jahren der Tradition folgend zunächst weiterhin nur Fahrzeuge aus dem Hause Büssing bzw. ab 1973 MAN angeschafft. Seitdem Daimler Benz den Typ O305 ab 1974 auch mit der im Vergleich zur VÖV-Front wesentlich gefälligeren StÜLB-Front liefern konnte, bestellte auch die BVG Fahrzeuge dieses Typs. Die erste Baureihe DB E2H 74 wurde auch die erste Serienlieferung seit dem Büssing E2U 62, die versuchsweise nicht mit geteilten Trilex-Felgen, sondern den einteiligen Stahlscheibenrädern ausgeliefert wurde. Sie blieb allerdings zusammen mit der Nachfolgebaureihe DB E2H 75 für lange Zeit auch die einzige; ab 1976 wurden alle neu beschafften O305 wieder mit dem für die BVG charakteristischen Trilexstern ausgeliefert, auf den allerdings wie auch beim MAN SL200 und dem Doppeldecker MAN SD200 einteilige Unilex-Felgen für schlauchlose Radialreifen montiert wurden. Eine weitere Besonderheit der Baureihe DB E2H 74, die sich jedoch nicht bewährte, war der zusätzliche Heizöltank für die Zusatzheizung, der durch eine zweite Tankklappe auf der rechten Seite befüllt wurde. Die Fenster in den Heckecken waren kennzeichnend für alle Exemplare der DB E2H, da alle MAN- und Büssing-Pendants bis auf die Methanol-Versuchfahrzeuge 1663 – 1669 (MAN E2H 85) mit geschlossen Ecken beschafft wurden. Als Motor kam bis 1977 (Wagen 1415) der OM407hXI mit 180 PS zum Einsatz, der wie bei Büssing und MAN im Heck unter dem Wagenboden liegend angeordnet war; sein Nachfolger war um 20 PS stärker. Das Getriebe vom Typ W3D080, das vom ersten bis zum letzten (1985 als Methanolbus beschafften) O305 bei der BVG das gleiche blieb, hatte drei Fahrstufen, war rein hydraulisch gesteuert und verfügte nicht wie die parallel in MAN-Bussen verbauten Voith D851-Automatikgetriebe über einen Retarder. Im Laufe der Bauzeit wurde der Bustyp mehrfach leicht überarbeitet, wobei 1980 die meisten Änderungen in die Serie einflossen: eine hohe Trennwand hinter dem Fahrerplatz, luftgefederter Fahrersitz, Mehrkammerrückleuchten und die versuchsweise Ausstattung der Wagen 1487 - 1496 mit verstellbarer Lenksäule. 1981 folgten Fahrgastsitze mit Wollplüschpolster im BVG-typischen rot-orange-farbigen Design und 1983 ab dem Wagen 1613 elektrisch angetriebene Zielbänder. Auch wurden während der Einsatzzeit Änderungen durch die BVG vorgenommen, so wurden z.B. die vorderen Blinker, die bei Auslieferung bis 1983 noch dem Daimler-Benz-StÜLB-Standard folgten, durch die in Berlin üblichen senkrecht angeordneten Doppelblinker ersetzt. Die als Spritzschutz vorgesehenen Radlaufgummis wurden wegen Hinterrostungen entfernt (wobei die Serien DB E2H 84 und 85 gleich ohne Radlaufgummis geliefert wurden) und die Außenspiegel wurden in Ausführung und Position mehrfach geändert. Die Serien DB E2H 83, 84 und 85 hatten eine Klappe unter der rechten Frontscheibe, über die das Scheibenwaschwasser von außen aufgefüllt werden konnte, was bei Büssing bereits seit 1971 bzw. bei MAN seit 1972 mit der Einführung der StÜLB-Front möglich war. Interessant waren die beiden Sonderlinge 1497 und 1498, die bis zu ihrer Ausmusterung im Jahr 2002 nicht über eine Linienausstattung wie Kasse, Funkgerät oder Entwerter verfügten und wegen durchgängiger Doppelbestuhlung mehr Sitzplätze besaßen. Sie gelangten dennoch im stolzen Alter von 21 Jahren aufgrund von Wagenmangel zu Linienehren und konnten bis zu ihrer Ausmusterung längere Zeit als Einsetzer und Sichtkartenwagen auf verschiedenen Linien der Betriebshöfe Spandau (145), Helmholtzstraße (204, 223, 245) und Indira-Gandhi-Straße (Schulbus) beobachtet werden. Sie wurden wie viele andere Wagen ihres Typs nach Russland verkauft. Die Wagen der Serie DB E2H 85 waren ursprünglich mit einem Methanol-Antrieb ausgestattet, der mit Mitteln des Bundesministeriums für Forschung und Technik (BMFT) finanziert wurde. Nach Auslauf des Forschungsprojekts wurden die Busse auf Dieselbetrieb umgerüstet und weiter eingesetzt.
Die Traditionsbus-Berlin verfügt derzeit mit den Wagen 1860, 1405 und 1986 über drei Fahrzeuge vom Typ O305. Wagen 1860 wurde durch Zufall vor seiner Verschrottung gerettet und wird vorerst im letzten Einsatzzustand aufbewahrt; Wagen 1405 wurde im Jahr 2001 museal aufgearbeitet und in den Auslieferungszustand (mit sandgelben Felgen!) zurückversetzt; Wagen 1986 ist seit dem Jahr 2000 im Besitz von Traditionsbus Berlin und wurde ebenfalls im Jahr 2001 aufgearbeitet und soll den letzten Einsatzzustand repräsentieren. Er war im Jahr 2005 erstmals bei uns für den Fahrgastverkehr zugelassen, wobei er während unserer Traditionsfahrt auf der Linie 20/222 am 1. Oktober 2005 sowie einige Male auf der Linie 218 als Ersatzwagen zum Einsatz kam. Wagen 1202 war noch bis 2002 bei der Berliner Feuerwehr als Einsatzleitstand im Einsatz und wurde 2005 an einen Privateigentümer verkauft, der ihn zum Wohnmobil umbauen möchte. Wagen 1856 fährt noch in Danzig bei dem Unternehmen Gryff. Einige weitere Exemplare wurden zu Stadtrundfahrtbussen als Cabriolet umgebaut und verkehrten zum Beispiel in Dresden, andere wurden ins Ausland oder auch innerhalb Deutschlands verkauft und sind weiterhin im Einsatz. Text: Björn Draegert (durch den erst Begeisterung für Busse aus dem Hause Daimler Benz bei Traditionsbus Berlin geweckt wurde) |