Daimler-Benz E2H 74 Wagen 1092 – 1100, 1855 - 1875 Die 30 Fahrzeuge (1092 - 1100, 1855 - 1875) umfassende Baureihe DB E2H 74 der BVG war die erste Anschaffung von Daimler-Benz-Linienbussen nach dem Krieg. Dass die BVG zuvor nahezu ausschließlich Büssing-Busse kaufte, ist insofern nachzuvollziehen, als man offensichtlich gute Erfahrungen mit diesem Fabrikat machte und Daimler-Benz vermutlich auch nicht gewillt war, alte Motoren aus Büssing-D2U-Bussen in neue Fahrzeuge einzubauen, wie es bei der Büssing-/MAN-Baureihen E2H 71 der Fall war. 1973 verschmolz dann Büssing komplett mit MAN, womit auch die erwähnte Möglichkeit des Einbaus gebrauchter Motoren in neue Fahrzeuge entfiel. Der im Juni und Juli 1971 bei der BVG eingesetzte O305-Vorführwagen von Daimler-Benz hatte offensichtlich eine gute Figur gemacht, zudem war ab 1972 auch der O305 mit der von der BVG bevorzugten und wesentlich gefälligeren Front des Standard-Überlandbus (StÜLB) mit herkömmlich gebogenen Windschutzscheiben erhältlich, womit 1974 einer Anschaffung von Daimler-Benz-Bussen nichts mehr im Wege stand. Die bestellten und gelieferten Wagen waren die bis auf wenige Ausnahmen ersten Linienbusse seit langer Zeit ohne die gerade für Berliner Busse charakteristischen Trilexsterne und -felgen. Die Fahrzeuge wurden mit herkömmlichen einteiligen Stahlscheibenrädern ausgeliefert, die obendrein wie der gesamte Bus in elfenbeinbeige (RAL 1002) lackiert waren, und sie entsprachen auch sonst dem Standardbus ohne nennenswerte Sonderwünsche der BVG. Eine Besonderheit stellt diese Baureihe insofern dar, als die Fahrzeuge die einzigen überhaupt bei der BVG waren, die mit einem separaten Tank für das steuerbefreite Heizöl für die Zusatzheizung ausgestattet waren. Dieser Kraftstoff hat jedoch den erheblichen Nachteil, dass bei Temperaturen unter -3°C das darin enthaltene Paraffin ausflockt und die Kraftstoffleitungen und -filter verstopft. Im Winter war also die eigentlich für diese Jahreszeit konzipierte Standheizung ohne teure Kraftstoffzusätze nicht nutzbar! Die Alternative hieß Diesel, womit aber der separate Tank überflüssig wurde. Die zweite Tankklappe war dennoch das sicherste äußere Unterscheidungsmerkmal für die Baureihe DB E2H 74. Der Innenraum unterschied sich von den nachfolgenden Daimler-Benz-Baureihen kaum, rote Kunstlederpolster waren typisch für nahezu alle neu beschafften Ein- und Doppeldecker in dieser Zeit. Moderne Leuchtstofflampen an der – im Gegensatz zu allen Nachfolgebaureihen – nicht gelochten Innendecke sowie klobige Haltewunschtaster waren weitere Merkmale der Innenraumgestaltung. Bei der Indienststellung der Busse ab September 1974 konnten sich zunächst die Fahrgäste der durch die Betriebshöfe Helmholtzstraße (Wagen 1092 – 1100 und 1855 – 1862) Spandau (Wagen 1863 -1875) an das neue Gesicht auf Berlins Straße gewöhnen. Bereits nach sechs Einsatzjahren war der Abgang des ersten Fahrzeugs dieser Serie zu beklagen, nachdem Wagen 1097 in Folge eines Motorbrandes im Juni 1980 ausgemustert worden ist. Die 29 verbliebenen Wagen wurden im April 1983 abgestellt und an den Hersteller zurückgegeben. Bis heute tauchen vereinzelt Fahrzeuge der ersten Berliner Daimler-Benz Omnibus-Generation bei ihren neuen Eigentümern auf. So fand sich der ehemalige Wagen 1856 bei seinem neuen Besitzer in Polen wieder. Und weil dieser neue Eigentümer sich seines Schatzes auch bewusst ist, wird wohl dem Wagen 1856 auch noch ein langes Dasein beschert sein. Ein anderes Exemplar der Serie fand sich im Jahr 2009 in Form des ehemaligen Wagens 1871 in den Fernen Russlands wieder. Nach derzeitigem Wissensstand ist dieser Wagen nach seinem Einsatz in Berlin an die Firma Leo Lautenbach in Hannover veräußert worden. Ob der Bus danach noch weitere Eigentümer hatte oder er direkt aus Hannover nach Russland verkauft worden ist, steht derzeit noch nicht fest. Sicher hingegen ist, dass die Aufnahmen des Busses aus dem Jahr 2009 dokumentieren, dass dieser Bus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus eigener Kraft nicht mehr fahren wird. Nicht ganz so weit weg verschlug es den Wagen 1860, der nach seiner Ausmusterung bei der BVG in Würzburg zum Einsatz kam. Im Jahr 2002 fand der Bus zur ATB und somit nach Berlin zurück. Die weitere Verwendung des Busses ist derzeit offen. Text: Björn Draegert
zuletzt aktualisiert 15.2.2012 | Ulf Bergmann
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