MAN D 92 bei der BVG
(MAN SD 202)

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LVG 45    3942
    3967

Technische Daten SD 202

Die letzte Serie der an die BVG gelieferten Fahrzeuge vom Typ SD 202 ist gleichzeitig zahlenmäßig auch die kleinste. Neben vier Wagen, die für die LVG gefertigt wurden, baute die Waggon Union (nun als ABB Henschel firmierend) im Jahr 1992 lediglich vierzig Busse unter Verwendung von MAN-Fahrgestellen und MAN-Aggregaten, die mit den Wagennummern 3928 - 3967 bei der BVG in Dienst gestellt wurden. Diese waren im Gegensatz zur Vorjahreslieferung bereits werksseitig mit den erstmals im Jahr 1990 verbauten AEG-Haltestellen-Innenanzeigen versehen worden und verfügten im Gegensatz zu den Vorserien bereits über ein sogenanntes IBIS-II-Bedienteil zur Steuerung der Fahrgastinformationssysteme. Ferner ist bei diesen Bussen statt der sonst üblichen zwei Reinigungsfenster lediglich ein Schiebefenster vorhanden. Bei BVG-Bussen gab es traditionell auf der rechten Fahrzeugseite im Oberdeck zwei Klappfenster, die zur Durchfädelung eines Staubsaugerrohres gänzlich umklappbar sein mussten.

Aufgrund der Ausstattung der SD-202-Doppeldecker mit einem ABS-System - dieses verhindert u.a. bei Glatteis ein Blockieren der Räder beim Bremsen - und der damit erhöhten Bremssicherheit dieser Fahrzeuge ist das neben der normalen Betriebsbremse für Omnibusse vorgeschriebene zweite Bremssystem in Form einer verschleißfreien Wandlerbremse bei den Bussen des Baujahres 1992 nicht mehr abschaltbar. Die Wandlerbremse wirkt sich im Linieneinsatz zwar dauerhaft bremsschonend aus, birgt bei Glatteis jedoch die Gefahr des Blockierens der Räder und somit das Risiko des unkontrollierten Ausbrechens des Fahrzeuges. Aufgrund der Ausstattung mit ABS kann bei diesen Bussen die Wandlerbremse nun ständig (auch bei Glatteis) in Betrieb bleiben. Zur Materialschonung wurde Mitte der Neunzigerjahre bei allen SD 202 die Wandlerbremse zwangsaktiviert und der Schalter zum Abschalten der Wandlerbremse entfernt.

Bei Indienststellung wurden die Busse zunächst den Betriebshöfen Usedomer Straße (3928 - 3932), Müllerstraße (3933 - 3938), Helmholtzstraße (3939 - 3944), Spandau (3945 - 3951), Cicerostraße (3952 - 3956), Zehlendorf (3957 - 3961) und Britz (3962 - 3967) zugewiesen, wobei einige der Busse später als Versuchsträger für neue Fahrzeugtechniken dienten.

Die Wagen 3937, 3938, 3944 - 3948 und 3962 wurden im Zuge eines Pilotprojektes zur Eindämmung von Vandalismusschäden im Ober- und Unterdeck mit so genannten Konferenzecken ausgestattet, wobei die beiden vorletzten Sitzreihen um 90° zur Fahrtrichtung gedreht wurden. Zur selben Zeit wurde der Wagen 3935 mit einer Videoüberwachungsanlage ausgestattet. Im Zuge der Fahrzeugaufarbeitung wurden alle restlichen D 92 mit Konferenzecken im Oberdeck nachgerüstet.

Während Wagen 3938 Mitte der Neunzigerjahre außerdem eine Flüssigkristall-Fahrtzielanzeige erhielt (die zwischenzeitlich wieder entfernt wurde), wurde der Wagen 3954 Mitte der Neunzigerjahre mit Einzelschalensitzen versehen.

Da die im Jahr 1996 in Dienst gestellten Neufahrzeuge mit einer optischen Zähleinrichtung versehen waren, konnten die mit dem veralteten gewichtsbasierten Zählsystem ausgestatteten Doppeldecker der Bauarten D 86 und D 88 nicht mehr zur Fahrgastzählung eingesetzt werden. Um jedoch auch zukünftig Doppeldecker zur Fahrgastzählung einsetzen zu können, wurden die Busse der Bauart D 92 mit dem neuen optischen System zur Fahrgastzählung nachgerüstet.

Im Jahr 1999 wurde der Wagen 3943 versuchsweise im Ausstiegbereich mit einer Klapprampe versehen. Da mit dieser relativ einfachen Umbaumaßnahme Rollstuhlfahrern der Zustieg auch ohne fremde Hilfe möglich ist, wurden im Rahmen der Aufarbeitung weitere Fahrzeuge der Serie D 91 mit einer derartigen Einstieghilfe versehen.

Anlässlich der Fahrzeugaufarbeitung wurde der Wagen 3934 im Frühjahr 2003 mit einer Doppelbedienung versehen. Der Bus konnte nun sowohl als Fahrschulbus als auch für den Liniendienst genutzt werden.

Als erstes Fahrzeug der Bauart D 92 schied im Dezember 2005 der Wagen 3949 zustandsbedingt aus dem Liniendienst aus.

Die verbliebenen D 92 erhielten aufgrund der Ausrüstung mit einem Rußfilter als einzige SD 202 zum 1. Januar 2008 die "rote Plakette", die ihnen die Einfahrt in die Berliner Umweltzone bis zum Jahresende 2009 ermöglichte.

Letztmalig kamen Fahrzeuge der Bauart D 92 am 28. Dezember 2009 zum Einsatz. An diesem Tag verkehrten mit den Wagen 3937, 3960 und 3961 gleich drei Vertreter dieses Bustyps auf der Linie 282. Zusammen mit dem an diesem Tag ebenfalls eingesetzten Wagen 3699 (D 88) sind dies somit die letzten SD 202 im Liniendienst der BVG gewesen. Da von den drei auf der Linie 282 einsetzten Fahrzeugen der Wagen 3960 als letzter „von der Strecke“ zum Betriebshof aussetzte (planmäßiges Eintreffen auf dem Betriebshof Cicerostraße um 20:38 Uhr), gebührt diesem Wagen die Ehre, der letzte von der BVG im Liniendienst eingesetzte SD 202 zu sein.

Ein ähnliches Attribut wird stets mit dem Wagen 3961 in Verbindung gebracht werden können: Aufgrund eines nachmittäglichen Einsatz auf der Linie M19 am 22. Dezember 2009 ist 3961 der letzte SD 202, der im Verlauf des Kurfürstendamms zum Einsatz kam.

Text: Christian Neuhaus

Stand 15.4.2010

MAN

Der Blick hinter die Kulissen von ABB-Henschel im Jahr 1992: ein D92 wartet auf das Einkleben der Fensterscheiben.

Foto: Archiv C. Neuhaus

MAN

Ein anderer Wagen hat dies bereits hinter sich und wird lackiert.

Foto: Archiv C. Neuhaus

MAN

Ein dritter Bus der Serie ist fertiggestellt.

Foto: Archiv C. Neuhaus

MAN

Das am 12.12.2004 stark veränderte Liniennetz, für das verbesserte Takte und begradigte Streckenführungen auf stark nachgefragten Bus- und Straßenbahnlinien mit der Marke "Metro-Linie" versehen wurden, wurde auf GT6N-Straßenbahnzügen und SD 202 wie hier 3941 beworben.

Foto: U. Bergmann

MAN

Der erste SD 202, der mit einer Klapprampe nachgerüstet wurde, war 3943. Gerade ist der Bus am Hardenbergplatz angekommen, um sofort seine Fahrt zur Pausenstelle an der Hertzallee fortzusetzen.

Foto: U. Bergmann

MAN

Gleich hat 3944 die lange Reise von Kladow zum Zoo hinter sich gebracht. Man erkennt im Oberdeck das Schiebefenster sehr gut, das zur bequemen Durchführung eines Staubsaugerschlauchs nützlich ist.

Foto: U. Bergmann

MAN

Die Flagge hinter der Frontscheibe läßt die Aufnahme unschwer als während der Fußball-Weltmeisterschaft entstanden erkennen. Trotzdem darf 3932 nicht die Nationalmannschaft befördern, sondern die Fahrgäste der Linie 125.

Foto: U. Bergmann

zuletzt aktualisiert 15.4.2010 | Ulf Bergmann