MAN D 89 bei der BVG
(MAN SD 202)

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3708    3729

Technische Daten SD 202

Wie schon in den Vorjahren orderte die BVG auch im Jahr 1989 bei der Waggon Union wieder Busse der mittlerweile in Berlin etablierten Bauart SD 202. Dabei erklärt sich die Zahl von 68 Neufahrzeugen (Wagennummern 3708 - 3775) dieses Baujahres für die BVG daraus, dass mit den späteren LVG-Wagen 24 und 25 zwei der ursprünglich für Berlin bestimmten Busse aus der laufenden Produktion abgezweigt wurden. Die beiden in Berlin fehlenden Fahrzeuge wurden in den beiden Folgeserien (D 90 und D 91) durch eine ebenfalls »krumme« Anzahl von Neuwagen kompensiert.

Die wesentliche Änderung der D 89 gegenüber den Vorserien besteht in einer völlig überarbeiteten Heizungsanlage des Fahrgastraums. Ragten bisher bei älteren Fahrzeuge beidseitig einzelne, unter den Sitzgestellen angebrachte Heizkörper in den Fahrgastraum des Oberdecks (dies ist besonders gut an den Lüftungsgittern an der Außenverkleidung zwischen der Fensterreihe des Ober- zum Unterdeck erkennbar), wurden nun die Heizkörper hinter der letzten Sitzreihe des Oberdecks untergebracht. Daraus folgt eine auch von außen gut erkennbare Verschiebung dieser Sitzreihe in Fahrtrichtung. Die Warmluft wird ab diesem Baujahr über das gesamte Oberdeck nun mittels zweier seitlich im Fußbodenbereich eingebauter Luftschächte gleichmäßig verteilt. Bisher gelangte Warmluft auch in den Raum zwischen Innen- und Außenverkleidung des Busses und wurde mittels kleiner Öffnungen an den Fenstersimsen in den Innenraum geleitet. Aus dieser Änderung resultiert auch eine geänderte Bauform der Fenstersimse, die nun nicht mehr angeschrägt sind und bündig mit dem Fenster abschließen.

Weitere Änderungen gegenüber den Vorserien lagen in der nun gekrümmten Haltestange, an der der Entwerter im Einstiegsbereich befestigt ist. Bei Bussen älterer Baujahre ragte der Entwerter zu sehr in den Bereich des Laufgangs, was durch die Krümmung der Haltestange gemindert werden konnte. Des Weiteren zeigte der bisherige Linieneinsatz der SD 202, dass die zur Rückverkleidung der Schalensitze verwendeten Plastikabdeckungen mit der Zeit brüchig wurden, aus den Halterungen rutschten und zerbrachen. Die in den Wagen der Serie D 89 verbauten Abdeckungen wurden daher ab Werk mittels zweier zusätzlicher Schrauben am Schalensitz fixiert. Leider war die mechanische Belastung der Schrauben so groß, dass die Plastikabdeckungen rund um die Schrauben zerbrachen und somit der gleiche Effekt wie ohne Fixierung eintrat. Mit den Jahren wurde die Befestigungsmethode dieser Abdeckungen immer weiter entwickelt, so dass über den Umweg einer (unfallträchtigen weil scharfkantigen) Alu-Abdeckung heutzutage eine auch in der Bauform geänderte Vandalismus resistentere Kunstfaserabdeckung Verwendung findet.

Bei Indienststellung wurden die Busse den Betriebshöfen Helmholtzstraße (3708 - 3718 und 3743 - 3752), Müllerstraße (3719 - 3728 und 3739 - 3742), Spandau (3729 - 3738 und 3753 - 3762), Britz (3763 - 3767), Zehlendorf (3768 - 3773) und Cicerostraße (3774 und 3775) zugewiesen. Dabei wurden drei der Busse zur Erprobung neuer Technologien vorbereitet: Der Wagen 3716 erhielt werkseitig eine Matrixanzeige und wurde zum späteren Einbau einer ausfahrbaren Rampe vorbereitet, die jedoch nie eingebaut wurde. Wagen 3750 erhielt versuchsweise ein Rußfiltersystem und gelangte aus diesem Grund im Tausch gegen den bisher dort stationierten Wagen 3753 zum Betriebshof Spandau. Der Wagen 3772 wurde für den Einbau eines Kneelingsystems vorbereitet. Bei diesem System wird durch Absenkung der rechten Fahrzeugseite die Einstiegshöhe reduziert. Auch diese Technik wurde in diesem Bus nie angewandt.

Statt der bei Doppeldeckern sonst üblichen klappbaren Reinigungsfenster (auf der rechten Fahrzeugseite können bei BVG-Doppeldeckern grundsätzlich zwei Klappfenster zum Durchfädeln eines Staubsaugerrohres für die Innenreinigung komplett heruntergeklappt werden) wurden die Wagen 3755 und 3762 mit einem Schiebefenster versehen.

Anlässlich eines Versuchsbetriebes zur Linienbeschleunigung im Verlauf der Linie 92 (heute M37) wurden die Wagen 3729 - 3738, 3750 und 3754 - 3762 oberhalb der Einstiegstür mit einem optischen Impulsgeber zur Ampelbeeinflussung versehen.

Wie Vertreter anderer Fahrzeugserien auch, gaben einige der Berliner D 89 ein kurzes Gastspiel bei der Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft. Im Sommer 1992 waren so die Wagen 3744 und 3747 für kurze Zeit zwischen Timmendorfer Strand, Travemünde und Lübeck anzutreffen. Eine Ehre, die zwischen Herbst 1995 und Frühjahr 1996 auch den Wagen 3730 und 3761 zuteil wurde.

Als sich die BVG im Sommer 1999 für die zustandsbedingte Aufarbeitung der SD 202 entschloss, diente der Wagen 3723 als Versuchsträger für eine komplette Umgestaltung des Innenraumes der Busse. Der Wagen erhielt eine weiße Innenverkleidung (bisher Nussbaum-Imitat), schwarzgraue Sitzpolsterbezüge (bisher rot) und gelbe Haltestangen (bisher rot bzw. braun); Metallverkleidungen wie Treppenauf- und -abgänge wurden schwarz lackiert (bisher hellbeige). Ferner wurde der Wagen mit Radkappen und einer Videoüberwachungsanlage versehen. Die wesentlichste Änderung lag jedoch in der Ausstattung dieses Busses mit einem DAF-Motor, der die EURO-III-Abgasnorm erfüllt. Mit diesen Änderungen blieb 3723 jedoch ein Unikat.

Später wurde ein Großteil der Busse dieses Baujahres wie auch 3723 im Rahmen der Aufarbeitung zur Eindämmung von Vandalismusschäden mit sogenannten Konferenzecken im Oberdeck (bei 3723 und 3711 auch im Unterdeck) ausgestattet, indem man die beiden vorletzten Sitzreihen im Oberdeck quer zur Fahrtrichtung drehte. Aufgrund der oben beschriebenen modifizierten Heizungsanlage können aufgearbeitete Fahrzeuge älterer Bauart so jedoch nicht umgestaltet werden, da mit dem Umbau auch eine Änderung des Abstands der verbleibenden Sitzreihen im Oberdeck einhergeht und die bei älteren Fahrzeugen noch in den Innenraum ragenden Heizkörper dann nicht mehr von Sitzgestellen abgedeckt werden.

Anlässlich der Aufarbeitung wurde der Wagen 3735 mit Einzelschalensitzen der Firma Fainsa ausgestattet und die Wagen 3722, 3723, 3724 und 3758 zur Eindämmung von Vandalismusschäden mit einer Videoüberwachungsanlage versehen.

Trotz laufender Aufarbeitung eines Großteils dieser Serie schieden zustandsbedingt im Dezember 2000 und im Januar 2001 die Wagen 3708, 3727, 3731, 3732 und 3736 als erste Busse dieser Bauart aus dem BVG-Fuhrparkbestand aus. Während Wagen 3708 nach erfolgter Aufarbeitung wieder in den Liniendienst gelangte, wurden die Wagen 3732 und 3736 nach Polen verkauft. Der Wagen 3727 wurde als erstes Fahrzeug dieser Bauart im Frühjahr 2003 verschrottet, kurz darauf folgte Wagen 3731.

Im Juni 2009 schieden mit den Wagen 3708 und 3729 die letzten beiden Fahrzeuge vom Typ D89 bei der BVG aus dem Liniendienst aus und gelangten dann zur ATB. Lediglich der im Frühjahr 2006 zum Cabrioletbus mit Schiebedach umgebaute und seitdem von der BVG als Sonderfahrzeug genutzte Wagen 3723 ist auch noch im Jahr 2014 vorhanden.

Text: Christian Neuhaus

MAN

Bei der BVG war 3716 als einziger SD 202 mit einer Flip-Dot-Vollmatrixanzeige ausgerüstet.

Foto: C. Neuhaus

MAN

Derselbe Bus wurde als einer ersten SD 202 einer Aufarbeitung unterzogen und war ab Januar 2000 in sonnengelb im Einsatz, zum Beispiel am 22. Januar 2000 auf der Linie 100.

Foto: C. Neuhaus

MAN

Wie beim Daumenkino: wieder 3716, wieder die Haltestelle Lustgarten. Nur wirbt der Bus am 6. Februar 2000 nun für die Fluggesellschaft Deutsche BA.

Foto: C. Neuhaus

MAN

In Vorbereitung zur Wiederanbringung der ursprünglichen Totalwerbung sind einige SD 202 nach ihrer Aufarbeitung in einem anderen Grundton lackiert worden. 3746 steht für froschgrün.

Foto: C. Neuhaus

MAN

3758 wollte sich diesen Farbspielen nicht entziehen und hat schon mal das kleine Schwarze angelegt. Auch wenn es hier nur Folien sind, die in Vorbereitung einer neuen Werbung am Bus sind.

Foto: C. Neuhaus

MAN

Auch Vertreter der Serie D89 zog es an die Ostsee. An der Haltestelle Roter Hahn im Lübecker Ortsteil Kücknitz verbringt 3761 seine Pausenzeit.

Foto: C. Neuhaus

MAN

Und zum Abschluß wieder das kleine Schwarze, diesmal lackiert und an Wagen 3770.

Foto: C. Neuhaus

MAN

Werbung kam dann auch später auf die schwarzen Flächen: mit zunehmendem Alter des Werbeträgers konnte man den Slogan auf 3743 durchaus mißverstehen...

Foto: U. Bergmann

MAN

In Alt-Mariendorf wartet 3744 am 4. August 2006 darauf, in Richtung Steglitz abzubiegen. Beim Entwurf dieser Bandwerbung für eine Sprachschule ist offenbar die seitliche Annax-Anzeige nicht korrekt berücksichtigt worden.

Foto: U. Bergmann

MAN

Die Werbetechniker freuen sich, dass ab den D 89 nur noch ein Heizungsgitter pro Seite am Wagenende das Auftragen von Werbefolien erschwert.

Foto: U. Bergmann

MAN

Ein treuer Kunde für Berliner Buswerbung ist die B.Z, und auch 3713 trug jahrelang Popwerbung für das Boulevardblatt. Am Altstädter Ring in Spandau sonnt sich der Bus zwischen zwei Touren nach Staaken.

Foto: U. Bergmann

MAN

Von weitem schon war das sonore Brummen von 3747 zu hören, während der Wagen am 9. April 2007 die Steigung am Weinmeisterhorn bewältigt.

Foto: U. Bergmann

MAN

In der neuen Mitte Berlins rollt 3766 am 11. August 2007 durch die Straßenschlucht zwischen Sony-Center und dem Daimler-Areal. Als einer der letzten beiden SD 202 des Hofs I mußte der Wagen bald neuen Dreiachsdoppeldeckern weichen.

Foto: U. Bergmann

MAN

Am Silvestertag 2008 hat 3740 gerade Konradshöhe verlassen und rollt durch den Tegeler Forst auf dem Weg nach Lübars.

Foto: U. Bergmann

zuletzt aktualisiert 27.8.2014