MAN/Büssing E2H 73 (MAN SL 195) Wagen 3000 - 2931 Es
liegen Beschreibungen vor zu folgenden Büssing E2H: Die Fahrzeuge der Bauserie Büssing E2H 73 waren von der kurz zuvor erfolgten Übernahme des traditionsreichen Nutzfahrzeugproduzenten Büssing durch MAN geprägt.
Die Integration des Braunschweiger Herstellers zeigte sich zwar schon bei den in den beiden Vorjahren georderten Eindeckern dadurch, dass diese Büssing-Fahrzeuge in Optik und Technik den MAN-Wagen stark ähnelten; nun jedoch ließ nicht zuletzt die Gestaltung der Stirnfront mit dem unübersehbaren Hinweis „MAN / Büssing“ keinen Zweifel mehr daran, wer hier wen geschluckt hatte. Ansonsten glichen die 70 Neufahrzeuge des Baujahres 1973 weitestgehend den im Vorjahr in Dienst gestellten Bussen; selbst die absteigende Nummerierung wurde – bislang letztmalig bei der BVG – wieder beibehalten.
Widersprüchliche Angaben zur genauen Typologie der Busse können zeitgenössischen Dokumenten entnommen werden: im BVG-Typenblatt lautet die Bezeichnung "MAN Standard-Linienbus, Fahrgestelltyp BS110SL", also werden MAN und Büssing zugleich erwähnt. Tatsächlich sind Wagenkasten und Technik fast durchgehend MAN-eigene Konstruktionen. Im Vergleich zu den zeitgleich gebauten SL 192 mit D2156-Motor haben die BVG-Wagen allerdings eine deutlich abweichende Aggregate-Anordung im Motorraum, z. B. war der Kühler dieser SL 195 für den U10H-Motor auf rechten Fahrzeugseite untergebracht. Anders als die Vorserien sind die E2H 73 sind in das Fahrgestellnummern-Schema von MAN eingeordnet worden; und die Abweichungen von den ansonsten gebauten Stadt-Linienbussen führten dazu, dass die BVG-Wagen unter der eigenen Typnummer 988 geführt worden sind. Diese Typ-Nummer erhielten alle bis 1985 folgenden MAN E2H für die BVG.
Die Wagen wurden nach der Inbetriebnahme den Betriebshöfen Britz (2956, 2955), Helmholtzstraße (2932, 2931), Lichterfelde (2990 – 2981, 2954, 2953, 2942 - 2933), Müllerstraße (2970 – 2963, 2957), Spandau (2980 – 2971, 2962 - 2958) und Zehlendorf (3000 – 2991, 2952 - 2943) zugewiesen, wobei die beiden dem Betriebshof Helmholtzstraße zugehörigen Fahrzeuge eine Sonderrolle einnahmen.
2932 und 2931 waren zum ständigen Einsatz für den Miet- und Sonderverkehr mit einer durchgehenden Doppelbestuhlung und ohne Stellplatzfläche gegenüber der Ausstiegtür versehen. Die Busse boten so 49 Sitz- und 47 Stehplätze. Gleichwohl konnten zwei Sitzbänke gegenüber der Ausstiegtür entfernt werden, um so im Bedarfsfall Stehraum und Stellplatzfläche bieten zu können. Anstelle des üblichen grünen Kunstlederbezugs verfügten beide Wagen über eine Bestuhlung mit einer Stoffpolsterung in derselben Farbe. Mit Auslieferung der Wagen 1497 und 1498 (DB E2H 80) wurden 2932 und 2931 für den Sonderverkehr nicht mehr benötigt, womit die beiden Fahrzeuge in den regulären Liniendienst wechselten.
Eine weitere Besonderheit zeichnete den Wagen 2990 aus. Dieser war versuchsweise statt mit Pendelschranken am Ausstieg mit einem Lichtschrankensystem und zwei Trittkontaktstufen ausgestattet, was Fahrgästen mit schwerem Gepäck oder Kinderwagen den Einstieg an der Hecktür massiv vereinfachte. Die guten Erfahrungen mit dieser Technik waren ausschlaggebend dafür, dass ab dem Baujahr 1974 Eindecker bei der BVG nur noch mit Lichtschrankensystemen in Dienst gestellt worden sind.
Wie auch einige Fahrzeuge der Vorserien waren mit 2970 – 2965 sechs Fahrzeuge zeitweise mit Kofferpodesten versehen. Die Busse kamen mit dieser Ausstattung vornehmlich auf den am Flughafen Tegel endenden Linien zum Einsatz.
Bereits wenige Monate nach Indienststellung wurden die Wagen 2959 und 2958 für die Dauer der Internationalen Funkausstellung in Berlin mit einer Totalwerbung für die Messe versehen. Beide Busse kamen anschließend während der Modemesse Interchic als Sonderwagen zum Einsatz. Weitere Werbebusse für die Messegesellschaft waren die Wagen 2981 und 2982, die hier für an die AMK (Ausstellungs-, Messe-, Kongress-GmbH; heute Messe Berlin) vermietet worden sind.
Nach Abstellung der Wagen 1888 und 1887 der Bauart Büssing E2H 72 kamen die Wagen 2980 und 2979 ab Januar 1982 auf der sogenannten Residenzstraßen-Linie zum Einsatz. Diese wurde für die Dauer der U-Bahn-Bauarbeiten für die Linie 8 im Verlauf der Residenzstraße auf Betreiben der dort ansässigen Gewerbetreibenden eingerichtet, da andere BVG-Buslinien in dieser Zeit baustellenbedingt einen großen Bogen um dieses Gebiet machten.
Als erster Büssing E2H 73 schied im April 1981 der Wagen 2961 unfallbedingt aus dem Bestand aus. Diesem folgte bereits kurze Zeit später mit 2978 ein weiteres Fahrzeug dieser Baureihe. Bereits im Frühjahr des Folgejahres wurden weitere 48 Büssing E2H 73 ausgemustert, womit zunächst lediglich 20 Fahrzeuge im Bestand verblieben.
Für diese bedeutete das Frühjahr 1983 das Ende des BVG-Dienstes und mit der Abstellung der Wagen 2998 und 2991 Ende April 1983 waren Büssing-Eindecker bei der BVG endgültig Geschichte.
Für einige der Fahrzeuge ist der Verbleib bei Onmibusbetrieben im Bundesgebiet, die Nutzung als Campingmobil oder Infostand (Wagen 2960 auf dem Gelände der Bundesgartenschau in Berlin 1985) bekannt geworden. Nachdem die Wagen 2955 und 2984 ihre Schuldigkeit bei ihren Nachbesitzern getan hatten, wurden sie als Ersatzteilspender durch Traditionsbus Berlin übernommen, ausgeschlachtet und verschrottet.
Quelle: eigene Aufzeichnungen und Berliner Verkehrsblätter #353, 30. Jahrgang, Nr.12, Seiten 239 ff
Text: C. Neuhaus Stand: Januar 2011
zuletzt aktualisiert 6.3.2012 | Ulf Bergmann |