FATB-Info
Ausgabe November 2001

Liebe Leser der FATB-Info, liebe Autobusfreunde!

Was macht man, wenn an einem ganz normalen Donnerstag plötzlich das Telefon klingelt, das Phantasialand in Brühl bei Köln an der Strippe hängt und mitteilt, daß die beiden noch vorhandenen DE-Busse verschrottet werden, wenn die ATB diese nicht bis zum darauffolgenden Sonntag abholt. Nun, man hat zunächst mal ein Problem: Innerhalb von zwei Tagen muß die Überführung organisiert werden. Von den mindestens drei Personen, die daran teilnehmen müssen, sollten wenigstens zwei Techniker sein, da der Zustand der Busse nicht bekannt ist und einer der beiden - der DE 2353 (DE 72) - schon seit 1992 abgestellt ist. Der andere Bus, 2329 (DE 71) wurde zwar noch von Zeit zu Zeit gefahren, doch erfahrungsgemäß haben DE-Busse in diesem Alter grundsätzlich technische Probleme.

Dank der Urlaubszeit konnten sogar vier technisch versierte ATBer am folgenden Montag nach Brühl fahren. Vor Ort wurden beide Wagen, vom Phantasialand 1985 erworben, erst einmal technisch begutachtet. Das Phantasialand kaufte von der BVG Busse in sehr gutem Zustand, da diese im Zubringerverkehr von und nach Köln verkehren mußten. Die Zulassung der Wagen lautete bei 2329 auf BM-SL 37 und bei 2353 auf BM-SL 38. Nach zwei Jahren, 1987, gab man den Betrieb bis nach Köln auf, die Busse fuhren nun als Zubringer zwischen dem Phantasialand und den teilweise weiter abgelegenen Autoparkplätzen. 1992 wurde 2353 in einer Lagerhalle des Phantasialandes abgestellt, während 2329 weiter als Werbewagen im Bundesgebiet eingesetzt wurde; bereits 1991 war der Bus zur Funkausstellung in Berlin zu sehen.

Original erhalten bei beiden Bussen ist der Innenraum und beide Wagen sind auch technisch noch sehr gut in Schuß. Selbst 2353 sprang nach neun Jahren sofort an und lief einwandfrei. Motoren, Getriebe, Lenkung, Luftfederung, Stoßdämpfer und Bremsen sind ohne Mängel. Auch der Unterboden ist bei beiden sehr gut, das Phantasialand hatte die Unterböden entrosten und neu versiegeln lassen. Leichte Mängel zeigten sich nur in der Druckluftanlage, hier z.B. Türsteuerventile, in zugesetzten Schläuchen der hydraulischen Gasübertragung und in einem nicht arbeitenden Zweikreisschutzventil. Dies sind alles DE-typische Mängel, die keine großen Probleme darstellen. Nach Schadensbehebung und Ölwechsel fuhren beide Busse ohne Probleme nach Berlin. Sie werden aufgrund des guten Zustandes auch bei der ATB in der Halle stehen und nicht auf dem Außengelände in Fahrland abgestellt. Die ATB hat diese Busse - sie sind die am besten original erhaltenen DE-Busse, die noch zu bekommen waren - vorerst sichergestellt, ihre weitere Verwendung ist offen. Ein Einsatz auf der Linie 218 ist zunächst nicht vorgesehen, da die ATB bereits über vier als Kraftomnibusse (KOM) zugelassene Busse verfügt. An dieser Stelle sei noch daran erinnert, daß auch der ATB-Bus 2100 (vgl. FATB-Info Juni 2001) aus dem Bestand des Phantasialandes stammt.

 

Ein neuer Autobustyp hält Einzug in den Wagenpark der ATB

Am 24. Februar 2001 übernahm die ATB von dem Husumer Verkehrsbetrieb Grunert (HVG) den DB/Göppel-Kleinbus 2407 (BVG-Typ DB EK 87). Neben Einzelheiten zu diesem Fahrzeug möchten wir einige allgemeine Informationen zu den Bussen dieser Serie geben, da sie bisher in keiner anderen Publikation vorgestellt wurden:

Die Kleinbusse Daimler-Benz O402 (SK 1) sind in einer Gemeinschaftsproduktion von drei Firmen entstanden. Entgegen der heute üblichen selbsttragenden Bauweise sitzt der Aufbau bei diesen Bussen auf einem Fahrgestell, das die Schweizer Firma NAW (Nutzfahrzeuggesellschaft Arbon und Wetzikon) hergestellt hat. Der Karosserieaufbau stammt von der Firma Göppel/Augsburg. Lediglich die technische Ausstattung sowie die Inneneinrichtung kommen von Daimler-Benz. Von diesem Bustyp wurden nur 60 Exemplare hergestellt, der größte Abnehmer war die BVG, die 18 Busse kaufte. Von den restlichen 42 Bussen gingen zwei nach Österreich, 40 weitere wurden in Deutschland verkauft.

Zwischen dem 7. August und dem 8. Dezember 1987 kamen die Busse zur BVG und wurden in der Reihenfolge ihrer Inbetriebnahme mit den Nummern 2401 bis 2418 bezeichnet. Haupteinsatzgebiet waren die Linien »mit geringem Fahrgastaufkommen« 14E, 34E, 35E, 82 und 93. Nur acht Monate nach der Inbetriebnahme erlitt der Wagen 2403 einen schweren Unfall, er fuhr auf der Linie 35E infolge eines Fahrfehlers gegen das Pförtnerhaus des Seniorenheims Hottengrund, wobei Bus und Haus erheblich beschädigt, aber wieder aufgebaut wurden.

Nach der Öffnung der Grenze waren diese Kleinbusse die ersten BVG-Eindecker, die im BVB-Bereich zum Einsatz kamen. Zunächst für den Betrieb auf der Linie Schmöckwitz - Rauchfangswerder wurden im März 1991 die Wagen 2415 - 2418 vom Hof Britz zum Hof Treptow umgesetzt. Als weitere Einsatzlinien folgten die 37 (ab Juni 1991 363) und die 97 (später 396). Im Oktober 1991 war dann der größte Teil der Kleinbusse auf den östlichen Höfen Indira-Gandhi-Str. (2401 - 07, 10) und Treptow (2411, 13 - 18) stationiert. Nach der Fusion BVG/BVB am 1. Januar 1992 blieben die Busse auf diesen Höfen. Hauptsächlich eingesetzt wurden sie in der Folgezeit auf den Linien 151, 168, 169 (Pendelwagen Alt-Müggelheim - Odernheimer Str.) und 251. Mit Stand September 2001 sind von den 18 Bussen nur noch die Wagen 2406, 2410 und 2413 - 2418 im Fahrgasteinsatz.

Schon im April 1997 schied der Wagen 2401 als erster aus dem Fahrgastbetrieb, nicht jedoch aus dem Betriebsbestand aus, er wurde zum Fahrkartenverkaufsraum der Top-Tour und anschließend als Werbewagen für den BVG-Club genutzt. 2401 ist auch heute noch für Sondereinsätze vorhanden. Erster abgestellter war im Juli 1997 der Wagen 2409 (er wurde anschließend an die Firma Behrend-Reisen in Lehnin verkauft), gefolgt von 2407 im Januar 1998. Im Februar 2000 schied 2412 und im August 2000 2403 aus. 2403 wurde zusammen mit den im Januar und Februar 2001 abgestellten Bussen 2402, 04, 05, 08 und 11 nach Polen verkauft. Der Bus 2407 wurde wegen Getriebeschadens abgestellt und im Dezember 1998 von EVO-Bus Berlin übernommen. Nach der Getriebereparatur und einem Neulack in CD-Design (sonnengelb) kam jedoch kein Weiterverkauf an einen Berliner Privatbetrieb zustande, weshalb der Bus im Februar 1999 an das EVO-Bus-Gebrauchtwagenzentrum Leipzig weitergegeben wurde. Hier übernahm der Verkehrsbetrieb Grunert in Husum den Bus und setzte ihn mit dem amtl. Kz. NF-RD 11 im Schülerverkehr und speziell auf der Linie 52 Husum-Nordsee/ Marsch ein. Nach der Stillegung im Februar 2001 übernahm die ATB den zu diesem Zeitpunkt weiß lackierten und im Innenraum original erhaltenen Bus.


Vor der Überführung nach Berlin
Foto: Michael Müller

Der Bus wird demnächst wieder in BVG-beige (RAL 1002) lackiert, die Kosten in Höhe von 2.500 DM übernimmt der Förderverein. Er bleibt in Berlin als Museumsbus erhalten.

Der im Februar 2000 nach einem Unfall mit Frontschaden abgestellte Kleinbus 2412 wurde anschließend von der BVG teilausgeschlachtet, Motor, Getriebe und Türantriebe wurden ausgebaut. Die ATB hat auch diesen Bus im April 2001 von der BVG übernommen, er wird in der ATB als Ersatzteilspender für 2407 vorgehalten.