FATB-Info
Ausgabe März 2007


Liebe Autobusfreunde!

Traditionsfahrt 2007

Viele von Ihnen warten gespannt darauf und hier ist er, der Termin für die Traditionsfahrt 2007 auf der Autobuslinie 54 (heute M45): Samstag, der 12. Mai 2007. An diesem Tag werden ca. zehn historische Autobusse zum normalen Stadttarif und für jedermann zwischen dem Bahnhof Zoo und dem Johannesstift in Spandau verkehren. Wir hatten Ihnen ja schon angekündigt, daß es an diesem Tag auch ein Wiedersehen mit den Buslinien AS1 und »roter 54er« geben wird. Das ist auch so, aber folgenden Hinweis wollen Sie bitte beachten: Auch die rot geschilderten Busse werden an jeder Haltestelle halten. Natürlich waren die »Roten« immer die schnellen Durchläufer, aber nach all den Jahren würde sich heute kaum noch ein Fahrgast daran erinnern. Und so wären Beschwerden vorprogrammiert. Dem wollen wir vorbeugen, deshalb werden auch die »Roten« jede Haltestelle zwischen Bahnhof Zoo und Klinkeplatz bedienen. Dem Anblick und Ihren Fotomotiven aber wird das sicher keinen Abbruch tun.


1126 wurde 50 Jährchen alt

Der älteste Doppeldecker der ATB, der Bus 1126 (Büssing D2U 56) wurde am 9. Februar 2007 genau 50 Jahre alt. Als dieser Bus am 9. Februar 1957 bei der BVG zugelassen wurde, waren im Westteil Berlins noch 35 Straßenbahnlinien in Betrieb. In jenem Jahr fiel auch eine für Berlin lebenswichtige Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe: Erst seit dem 21. Mai 1957 ist Berlin ein Land der Bundesrepublik Deutschland. Auch wurde am 21. Februar 1957 die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gegründet, Gustav »Bubi« Scholz gewann am 29. Juni den dt. Mittelgewichtstitel im Sportpalast und am 3. Oktober wurde Willy Brandt als Nachfolger von Otto Suhr zum Regierenden Bürgermeister gewählt.

Der Autobus 1126 war bei der BVG auf folgenden Höfen stationiert:

1957 - 1958 Helmholtzstraße (H); 1958 - 1963 Zehlendorf (Z); 1963 - 1965 Müllerstraße (M); 1965 - 1966 H; 1966 - 1967 M; 1968 - 1971 H und 1972 - 1973 Britz. Die Außerdienststellung erfolgte zum 10. April 1973, 1126 sollte aber noch weitere 20 Jahre - als Museumsbus -, bis 1993 auf dem Hof Britz bleiben. In diesem Jahr übernahm dann die ATB den Bus.

1126 wird in der ATB nur mit Überführungskennzeichen (»rote Nummern«) gefahren. Er befindet sich im unrestaurierten Originalzustand, eine Zulassung für den Personenverkehr ist daher nicht möglich.


Neues vom Bus 415

Folgenden Zwischenstand können wir Ihnen in Bezug auf den Autobus 415 (E2U 64) berichten:

Der Motor (vgl. FATB-Seite 10/05) ist eingebaut. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenbau aus alten und neuen Teilen. Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, in einem alten Motorblock befindet sich neue Technik. Die Einspritzpumpe dagegen macht weiterhin Probleme und führt zu sehr hoher Abgasentwicklung. Und auch das originale, im Bus befindliche Voith-145-U3-Getriebe drehte sich nicht einwandfrei, es hakte. Es wurde zwischenzeitlich ausgebaut und geöffnet. Dabei ist festgestellt worden, daß die Lamellen der Lamellenkupplung (welche die Kraft vom Motor auf die Achse übertragen) stark abgenutzt waren. Glücklicherweise sind die Voith-502er-Getriebe der DE-Doppeldecker noch baugleich, so daß aus einem solchen Getriebe intakte Lamellen in das Getriebe von 415 eingebaut werden konnten. Wir müssen nicht erwähnen, daß wir hier schon wieder Glück hatten, denn für 145-U3-Getriebe aus den Sechzigern gibt es nun wirklich keine Ersatzteile mehr.

Die Hinterachse ist fertig zusammengebaut. Hier mußten vier neue Bremswellen angefertigt und neue Rückholfedern besorgt werden. Die 415-eigenen Bremstrommeln werden weiterverwendet, sie sind ausgedreht worden, die Backen dazu haben jetzt größere Übermaßbeläge. Hier konnte ein weiteres Problem umgangen werden. Normalerweise sind bei derart alten BVG-Fahrzeugen immer Bremstrommeln mit Futterringen eingebaut gewesen. Die Futterringe werden bei Bedarf erneuert, die Trommeln dagegen halten ein Busleben lang. 415 aber besitzt Einwegtrommeln, es ist zu vermuten, daß die Trommeln in all seinen Jahren als Campingbus schon erneuert worden sind. Erfreulicherweise konnten diese noch mal ausgedreht werden, wir wollen lieber nicht daran denken, was es heißen würde, Ersatztrommeln für einen Bus Baujahr 1964 besorgen zu müssen.

Wer weiß, vielleicht ist es zu schaffen, daß 415 in diesem Jahr wieder auf den Straßen Berlins auftaucht.


Ein weiteres Schmuckstück in Leipzig

Auf der FATB-Seite 07/06 hatten wir Ihnen einen Besuch in Leipzig mit der Besichtigung des als Stadtrundfahrtbus verkehrenden Wagens 2473 empfohlen.

Nicht vorenthalten wollen wir Ihnen, daß es in den Sommermonaten in Leipzig noch etwas Interessantes zu sehen gibt: den Bus 1576 (Büssing D2U 64), einen der wenigen noch zugelassenen D2U-Busse. Der Autohof Kosmalla besitzt bereits seit Mai 1999 diesen Bus, der nach umfangreicher Restauration seit 2001 in den Sommermonaten als Partybus und Werbewagen (pol. Kennzeichen L-B 111H) verwendet wird. Zu diesem Zweck besitzt der Bus eine Schankanlage.

Wagen 1576 hat bereits eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. Als einer der letzten D2U am 1. Mai 1978 von der BVG abgestellt, diente er zuerst der Firma Hansa-Hausbau in Wittmund/Friesland als Werbewagen (FRI-T 448), dann ab 1981 dem Nordseebad Spiekeroog und dem Fremdenverkehrsverband Nordsee/Niedersachsen e.V. als Touristik-Werbewagen (WTM-Z 756), ab 1986 einem Gastwirt in Bergneustadt/Sauerland als Ausschankstube (GM-DE 326), sowie ab 1991 der Firma Travellin House Tours in Lennestadt/Sauerland ebenfalls als Ausschank- und Partybus (OE-L 222). Seit 1999 ist 1576 nun in Leipzig und wie es sich für einen Oldtimer gehört verbringt er jeden Winter in einer Halle.

So haben Sie, werte Leser, nun einen weiteren (Bus-) Grund für einen Leipzig-Besuch.