Hof Spandau um 03:52 Uhr -  oder „Juten Morgen, ihr Verrückten!!“


Bild Nachtfahrt

Warum diese Überschrift? Ganz einfach: Wenn sich drei „verrückte“ Omnibusfans morgens um 03:00 Uhr aufmachen, um die erste Ausfahrt eines Busses von Hof S nachzustellen, wie es vor 40 Jahren der Fall war, gehört eine gewisse Portion Begeisterung für sein Hobby dazu.

Doch nun mal von Anfang an:

Am Samstag, den 25.08.2007 waren zwei Rüsselsheimer Omnibusfreunde (Mike Gebhardt und Peter Kunert [Autor]) zu Gast in Berlin und durften sich auch einmal die „Heiligen Hallen“ der ATB ansehen. Nachdem die Busse dort für den nächsten Tag für das „Jubiläum 40 Jahre Omnibusbetriebshof Spandau“ aufgerüstet wurden, saßen einige ATB´ler und wir Rüsselsheimer bei Kaffee und Kuchen vor der Halle und besprachen den „Fahrplan“ für den nächsten morgen. Die Pressemitteilung der BVG kreiste um den Tisch und ein altgedienter BVG Busfahrer, Eckhard „Ecki“ Kopp, merkte plötzlich an: „Hier steht, der erste Bus von Hof S fuhr um 03:52 Uhr als Linie 97 vom Hof!“ – Kurze Stille – „Dat mach icke! Ich steh´ eh früh auf und könnte das nachstellen. Wie siehts aus???“ Von Stefan Freytag kam das OK für diese Aktion, aber niemand von den Berlinern konnte mit einer Videokamera um halb 4 auf Hof S antreten, um diese verrückte Idee auf Band festhalten. Von mir (Peter) kam: „Kein Problem, ich hab ne Videokamera und bin bereit, um halb 4 auf Hof S zu sein“. Mike war auch von dieser Aktion sofort überzeugt und so verabredeten wir uns mit Ecki um 03:30 Uhr vor unserem Hotel in Spandau, um diese Fahrt durchzuführen.
Dazu nahmen wir den Büssing DE, Wagen 2100, beschilderten ihn mit Linie 97 und Ziel Heerstraße/Stadtgrenze.
Wie kommt man bloß auf so eine Idee????? (Kopfschütteln und Grinsen)
Sonntag, der 26.08.2007, morgens sehr früh.
Nach einer sehr kurzen Nachtruhe machten wir Rüsselsheimer uns um 03:15 Uhr auf den Weg zur Haltestelle Heidereutherstraße vor unserem Hotel und warteten auf Ecki. Um 03:20 Uhr kam aus Richtung Ruhleben ein großer beiger Bus, beschildert mir Linie 97. Es war Ecki im 2100. Unglaublich!!!!! Was macht man nicht alles für sein Hobby. Wir stiegen ein und wurden mit den Worten „Mensch Jungs, ihr seid ja schon so wach“ begrüßt. Dann ging es durchs nächtliche Spandau zum Hof S. Dort angekommen, fuhren wir auf das Gelände, stellten den 2100 vor der Kantine ab und holten uns erst mal einen Kaffee! Das war um 03.30 Uhr. Schnell noch den Kaffee ausgetrunken und ein paar kurze Worte mit dem Wagenmeister gewechselt, ging unser „Filmprojekt“ los. Wir stellten uns vor der Schanke des Hof S in Position, Ecki machte den 2100 startklar. Kurzer Schwenk auf die Uhr: 03:51, dann Schwenk auf den dunklen Betriebshof. Hinter zwei abgestellten MAN DN kam der voll beleuchtete DE 2100 hervor, blieb kurz vor der Schranke stehen. Diese öffnete sich, der Wagenmeister kam kurz heraus und wünschte „Einen schönen Einsatz auf dem 97er wie vor 40 Jahren“, Ecki setzte den 2100 in Bewegung und verließ den Hof, pünktlichst um 03:52 Uhr!!!!.
Wie (fast) vor 40 Jahren. Großartig.

Nachtbus

Vor dem Betriebshof wurden noch ein paar stimmungsvolle Fotos gemacht, und wir begannen die „Ausrückfahrt“ zum Einsetzpunkt.
Nach einer kurzen Fahrt zum Rathaus Spandau legten wir dort einen kurzen Fotostop ein. Als wir Ecki beim Fahren dort hin filmten kam von ihm nur: „Einen wunderschönen juten Morgen, ihr Verrückten!!!“.
Am Rathaus Spandau wurde ein weiterer Fotohalt eingelegt. Klasse Bilder: Büssing DE vor dem Rathaus Spandau! Nachts!

An der Haltestelle stand ein junges Pärchen, das von einer Geburtstagsfeier kamen und auf ihren Bus nach Hause wartete. Sie kamen auf unseren Bus zu und waren hellauf begeistert von so einem „Schmuckstück“. Ihr Ziel lag auf dem Weg, und so konnten sie es kaum fassen, dass wir sie ein Stück mitnehmen würden. Wir stiegen ein und fuhren in Richtung Endhaltestelle Hakenfelde. Während der Fahrt stieg bei dem Pärchen die Begeisterung
noch mehr, die Party war schon fast vergessen und es wurden viele Fotos gemacht. „Mein Papa wird mir das nicht glauben, dass ich heute mit einem Bus aus seiner Jungend nach Hause komme!!!“ sagte uns die junge Mitfahrerin. Wir ließen sie an der gewünschten Haltestelle aussteigen und fuhren auf dem historischen Linienverlauf bis zur nächsten Endhaltestelle Heerstraße/Stadtgrenze weiter. Von dort aus rückten wir wieder in den Hof S ein. Etwa um zehn vor 6 und stellten den 2100 ab.
Dann ging es nach Hause ins Hotel, um wenigstens noch eine „Mütze voll Schlaf“ zu bekommen.

Fünf Stunden später trafen wir wieder auf dem Hof S ein, um am Tag der offenen Tür der BVG teilzunehmen.

 

Die Beteiligten waren:
Eckhard „Ecki“ Kopp (Fahrer)
Mike Gebhardt (Foto)
Peter Kunert (Foto & Video)

 

Text und Fotos: Peter Kunert