Wagen 1658

Büssing DF

Unser von der Firma Gaubschat gebauter Bus 1658 gehört in die Serie DF 64 und wurde als letzter von insgesamt nur 29 DF-Fahrzeugen am 29. Dezember 1965 durch die BVG zugelassen. Seine Indienststellung erfolgte erst, als schon die ersten DE-Einmanndoppeldecker auf der Linie A 20 (Tegelort – Lübars) zum Einsatz kamen. Auch wurden nach Auslieferung der ersten sechs DF im Jahre 1964 nochmals 80 Fahrzeuge des Vorgänger-Typs D2U gebaut. Somit ist die Serie der DF, wobei diese Bezeichnung für Doppeldecker mit Fahrgastfluss steht, also nur eine kleine Serie zwischen den beiden das Stadtbild der 50er und 60er Jahre prägenden D2U und der die 70er Jahre prägenden DE geblieben. Der in DF-Ausstattung bestellte DE-Wagen 1659 ist bereits in der Einmannversion geliefert worden. Trotzdem war man stolz auf diese Konstruktion und präsentierte den DF auch auf der Internationalen Verkehrs-Ausstellung 1965 in München.

DF 1658

Der Fahrgastfluss wird durch drei Türen, zwei Treppen und Mittelgänge in Ober- und Unterdeck erreicht: Hinten steigt man ein, geht an dem auf einem festen Sitz „thronenden“ Schaffner mit Zahltisch vorbei und gelangt entweder über die hintere Treppe nach oben oder unten durch den Mittelgang nach vorn. Zum Aussteigen benutzt man die vordere Treppe als Abgang zum Unterdeck und die beiden vorderen Türen. Offensichtlich konnte man sich Anfang der sechziger Jahre noch nicht ganz für den schaffnerlosen Betrieb bei Doppeldeckautobussen entscheiden. Der Schaffner rief die Haltestellen jetzt über Mikrofon aus, konnte die hintere Tür von seinem Platz aus bedienen und hatte zur Kontrolle über die Auslastung des Oberdecks eine Platte mit Lämpchen vor sich, die entsprechend erloschen, wenn die Plätze besetzt waren.

Dieses Fahrzeug bietet die bisher höchste Stehplatzkapazität in einem BVG-Doppeldeckerbus von 28 Personen, da die hintere Treppe nicht auf der Plattform beginnt und die Plattform so für stehende Fahrgäste voll zur Verfügung steht. Im Oberdeck finden 43 Fahrgäste auf Zweierbänken und einer durchgängigen Rückbank einen Sitzplatz, im Unterdeck sind 23 Sitzplätze vorhanden. Der DF ist mit einem U7-Büssing-Motor mit 150 PS und einem Voith-Diwabus-Automatikgetriebe mit zwei Gängen (Anfahr- und Dauergang) ausgestattet, ist 10,70 m lang, 4,04 m hoch und hat ein Eigengewicht von 9,15 t.

Das Fahrgeräusch und die hintere Ansicht ähnelt sehr dem DE 65, so hat 1658 auch schon die Klemme für die Plastikhecknummer im Fenster erhalten. Er erreicht nur eine Höchstgeschwindigkeit von 66 km/h, was für die Inselstadt Berlin völlig ausreichte. Die Wagen hatten aber keine große Leistung zu bieten: Ein vollbesetzter DF hatte schon bei kleinen Steigungen Anfahrschwierigkeiten (z.B. auf der Werbellinstraße in Neukölln), daher ist es auch vorgekommen, dass die Busse ohne Halt an solchen Stellen weitergefahren sind. Anfangs waren die DF sehr störanfällig: So waren 1967 mehrere Fahrzeuge mit ausgebauter Hinterachse vorübergehend abgestellt.

Die Generalüberholung an 1658 wurde am 19. Oktober 1971 beendet. Im Jahre 1973 erhielt der Bus ein Funkgerät und die für den Funkbetrieb erforderliche typische Bügelantenne an der Front. Stationiert war 1658 bis zu seiner Ausmusterung nach über 12 Jahren Dienstzeit am 6. März 1978 auf dem Betriebshof Britz und gelangte hier hauptsächlich auf den Linien 4, 28, 48, 67, 73, 75, 77, 81 und 91 zum Einsatz; er wurde als Vertreter des Fahrzeugtyps DF in die Fahrzeugsammlung der BVG eingereiht. Nach Auflösung der Fahrzeugsammlung konnte die ATB den Wagen im Jahre 1993 erwerben.

Während der Einsatzzeit war der Bus mit folgenden Werbungen versehen:

Werbungen

Cinzano (1. Version)

Dezember 1965 - Februar 1970

Cinzano (2. Version)

Februar 1970 - August 1971

Tisserand Weinbrand (2. Version)

Oktober 1971 bis April 1976

Die für das damalige BVG-Museum auf dem Betriebshof Britz vorgesehenen Fahrzeuge sind nur optisch aufgearbeitet worden. Daher war 1658 bislang nicht ohne weiteres betriebsfähig. Eine Teilsanierung erfolgte Anfang 2012 bei der Firma Pokra in Berlin-Schöneberg, so dass eine amtliche Zulassung im Mai 2012 möglich gemacht wurde. Als Einzelstück wird der Bus aber trotzdem nur bei ausgewählten Anlässen eingesetzt werden.

Text: Frank Woschczytzky

 


zuletzt aktualisiert 21.11.2013